Fed-Chef Powell wollte sich aber nicht festlegen und gab keine konkreten Hinweise auf den zukünftigen Pfad der Geldpolitik. Offen war er dagegen dahingehend, dass man kein Handbuch für den Umgang mit dem laufenden Handelskonflikt habe. Dies deutet wiederum auf eine hohe Unsicherheit im FOMC selbst hin. Zwar ist es aus meiner Sicht relativ sicher, dass die US-Leitzinsen im Laufe des Jahres weiter sinken werden. Die spannende Frage ist aber eher, ob weitere Zinssenkungen überhaupt noch einen positiven Effekt auf die Realwirtschaft haben werden, oder nur die Finanzmärkte beflügeln.
Der politische Druck auf die US-Notenbank ist zudem weiter gestiegen. Nach Trump ist Powell nun ein Feind - man weiß aber nicht genau für wen oder was. Inwieweit dies in den der näheren Zukunft eine Rolle spielen wird, ist unklar. Jedoch ist es sehr wahrscheinlich, dass die Diskussion über eine mögliche Ablösung des aktuellen Fed-Chefs wieder an Dynamik gewinnt. Zudem wird sich der geldpolitische Rat in der Fed (FOMC) im kommenden Jahr spürbar verändern. Im Rahmen der regelmäßigen Rotation der Stimmrechte, bekommen einige Mitglieder im FOMC nun ein Stimmrecht, die sich deutlich für weitere Zinssenkungen ausgesprochen haben, wogegen Mitglieder, die sich hier vorsichtiger geäußert haben, ihr Stimmrecht verlieren. Damit wird es selbst unter Powell wahrscheinlicher, dass die Fed im 2020 sich deutlicher für Zinssenkungen ausspricht. Insgesamt kann man also damit rechnen, dass die Zinsen in den USA weiter sinken werden.
Stefan Bielmeier ist Chefvolkswirt der DZ-Bank.