Alles wie erwartet: Die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) hat ihren Leitzins wie erwartet um 25 Basispunkte gesenkt.

Zum ersten Mal in diesem Jahr hat die US-Notenbank die Zinsen gesenkt. Mit einer Reduzierung um 25 Basispunkte auf eine Spanne von 4,00 bis 4,25 Prozent leitet die Federal Reserve einen Kurswechsel ein, der sowohl ökonomische wie politische Sprengkraft birgt. Beobachter werten den Schritt als Auftakt für eine Serie weiterer Lockerungen bis zum Jahresende.

Vorsichtiger Einstieg in die Lockerung

Das Votum im Federal Open Market Committee (FOMC) fiel mit 11 zu 1 Stimmen überraschend eindeutig aus. Nur der frisch ernannte Gouverneur Stephen Miran, ein enger Verbündeter von Präsident Donald Trump, stimmte gegen die kleine Senkung – ihm ging der Schritt nicht weit genug, er plädierte für eine Halb-Prozent-Senkung.

Die übrigen Mitglieder, darunter auch die als potenzielle Abweichler gehandelten Michelle Bowman und Christopher Waller, stellten sich hinter den Kompromiss von Fed-Chef Jerome Powell. Mit der Entscheidung endet eine Phase von neun Monaten ohne Zinsschritte. Zuletzt hatte die Fed im Dezember 2024 die Geldpolitik gelockert.

Konjunktursorgen und Inflationsdruck

Die Begründung der Währungshüter war abermals eine Gratwanderung zwischen unterschiedlichen Risiken. Zwar habe sich das Wachstum abgeschwächt, so das Statement, gleichzeitig sei die Inflation „gestiegen und bleibe etwas erhöht“. Besonders aufmerksam zeigte sich das Gremium gegenüber dem Arbeitsmarkt: „Die Risiken auf der Beschäftigungsseite haben zugenommen“, heißt es.

Damit wird deutlicher, dass die Fed zunehmend in einem Dilemma steckt – zwischen einem sich abkühlenden Jobmarkt auf der einen Seite und einer noch immer zu hohen Teuerung auf der anderen. Laut den neuen Projektionen rechnet die Fed 2025 mit einer Inflation von 3,0 Prozent – unverändert gegenüber Juni. Für 2026 wurde die Prognose leicht auf 2,6 Prozent nach oben gesetzt. Beim Wachstum erwartet die Notenbank nun 1,6 Prozent für 2025 und 1,8 Prozent für 2026 – jeweils etwas optimistischer als zuvor.

Zwei weitere Schritte signalisiert

Im sogenannten Dot Plot, der die Erwartungen der einzelnen Mitglieder darstellt, zeichnet sich eine Mehrheit für insgesamt drei Zinssenkungen in diesem Jahr ab. Zwei weitere Schritte könnten demnach im Oktober und im Dezember folgen. 

Für 2026 rechnet die Fed dagegen nur noch mit einer weiteren Senkung – deutlich weniger, als die Märkte bislang eingepreist haben. Die langfristige neutrale Rate veranschlagen die meisten Mitglieder bei rund 3 Prozent. Einzelne Stimmen – darunter wohl Stephen Miran – plädieren für deutlich aggressivere Lockerungen.

Politischer Druck auf die Fed

Präsident Trump hatte die Notenbank über den Sommer hinweg massiv attackiert und offen eine radikale Senkung gefordert. Beobachter sehen in Miran einen direkten Repräsentanten dieser Linie. Auch institutionell bleibt die Unabhängigkeit der Fed unter Beschuss: Jüngst scheiterte ein Versuch des Weißen Hauses, die von Joe Biden ernannte Gouverneurin Lisa Cook abzuberufen.

Für Fed-Chef Powell, dessen Amtszeit im Mai 2026 endet, wächst damit der Druck von zwei Seiten – Märkte und Konjunktur auf der einen, das Weiße Haus auf der anderen.

Marktreaktionen: Dollar schwach, Aktien stark

Die Finanzmärkte reagierten unmittelbar: Der Dow Jones stieg nach Bekanntgabe auf ein neues Rekordhoch, zuletzt um knapp 0,85 Prozent auf 46.145 Punkte. Der S&P 500 tendierte dagegen kaum verändert. Der Euro legte im Gegenzug auf 1,1894 US-Dollar zu – ein Zeichen, dass Anleger mit einer weiter sinkenden US-Währung rechnen.

Für Investoren bedeutet das: Während US-Aktien von der Aussicht auf billigere Kredite profitieren, droht Dollar-Anlegern aus Europa ein Währungsverlust, der die Renditen teilweise ausradiert.

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