"Es ist wichtig, dass wir die Inflation herunterbringen, wenn wir eine anhaltende Phase starker Arbeitsmarktbedingungen haben wollen, die allen zugutekommt", sagte er im Bankenausschuss des Senats. Das Ziel sei, die Inflation auf zwei Prozent zu drücken, während der Arbeitsmarkt stark bleibe. Die Notenbank wolle die Inflation senken, ohne eine Rezession auszulösen. "Wir tun, was wir können," sagte Powell.
Dem Fed-Chef zufolge hängt die Geschwindigkeit der weiteren geldpolitischen Schritte von den Konjunkturdaten und von den wirtschaftlichen Aussichten ab. Die Inflation habe offensichtlich, was die Stärke angehe, überrascht und es könnten weitere Überraschungen anstehen. Die russische Invasion der Ukraine und die Covid-Lockdowns in China erzeugten anhaltenden Inflationsdruck. Die Währungshüter müssten auf die Daten und die sich verändernden Aussichten stets flink reagieren. Powell sagte in der Anhörung aber auch: "Die amerikanische Wirtschaft ist sehr stark und gut positioniert, um mit einer strafferen Geldpolitik fertig zu werden." Das Bankensystem sei sehr stark, gut kapitalisiert und sehr liquide.
Die Notenbank werde in den kommenden Monaten danach schauen, ob es überzeugende Beweise dafür gebe, dass der Preisdruck nachlasse, sagte der Fed-Chef. Eine "sanfte Landung" der Wirtschaft sei das Ziel, was aber herausfordernd sei. "Wir wollen das Wachstum der Nachfrage verlangsamen," sagte er. In den USA betreffe die Inflation mehr als in anderen Ländern die Nachfrage. "Ich weiß, höhere Zinsen sind schmerzhaft", so Powell. Dies sei aber das Werkzeug, um die Nachfrage zu mäßigen und Angebot und Nachfrage wieder in eine Balance zu bringen. Noch schmerzhafter sei es, wenn zugelassen werde, dass die hohe Inflation anhalte.
Beim Umfang der einzelnen Zinserhöhungschritte will sich Powell nicht einschränken lassen. Keine Größenordnung sei "vom Tisch", sagte er. Ein Ausschussmitglied hatte ihn gefragt, ob die Fed in einem Schritt die Zinsen auch um einen ganzen Prozentpunkt erhöhen könnte. Powell entgegnete darauf, er nehme niemals etwas vom Tisch. Die Fed werde die Schritte einleiten, die notwendig seien, um Preisstabilität wiederherzustellen.
ANALYST: AUFGABE DER FED WIRD NICHT EINFACHER
Die Äußerungen des Fed-Chefs und die jüngsten Finanzmarktturbulenzen verdeutlichten, dass die Aufgabe der Fed nicht einfacher werde, kommentierte Elmar Völker, Analyst bei der LBBW die Anhörung von Powell. "Relativ aggressive Zinserhöhungen, wie sie die Fed vor Wochenfrist vollzogen hat, dürften vorerst weiter notwendig bleiben, um Wirtschafts- und Finanzmarktakteuren gegenüber Entschlossenheit bei der Inflationsbekämpfung zu demonstrieren", führte er aus. Powell wird am Donnerstag auch im Finanzdienstleistungsauschuss des Repräsentantenhauses befragt werden.
Die Inflation in den USA war im Mai überraschend auf 8,6 Prozent geklettert - das ist der höchste Wert seit 1981. Die Federal Reserve hatte Mitte Juni angesichts der höchsten Inflation seit mehr als 40 Jahren den Leitzins so kräftig angehoben wie seit 1994 nicht mehr. Sie beschloss eine Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte auf die neue Spanne von 1,50 bis 1,75 Prozent. Die Währungshüter signalisierten zudem, dass in diesem Jahr noch weitere Zinsanhebungen folgen werden. Laut dem Chef des Fed-Bezirks Philadelphia, Patrick Harker, wird bis zum Jahresende ein Leitzins von mehr als drei Prozent angestrebt, wie er am Mittwoch im Gespräch mit Yahoo Finance sagte. An den Finanzmärkten wurde zuletzt spekuliert, ob die Fed im Juli wie schon im Juni die Leitzinsen um 0,75 Prozentpunkte anheben wird.
rtr