Fed-Chefin Janet Yellen signalisierte jedoch, dass sie einen Schritt nach oben bis zum Jahresende wagen könnte: "Falls keine neuen großen Risiken hinzukommen und alles auf Kurs bleibt", fügte sie hinzu. Insgesamt ist die Notenbank mit dem Verlauf der amerikanischen Konjunktur zufrieden. Doch will sie noch Fortschritte sehen - vor allem bei der als zu niedrig angesehenen Inflation. An den US-Börsen kam die Aussicht auf eine anhaltende Versorgung mit billigem Geld gut an: Die Kurse legten deutlich zu.

Wie heftig die Fed mit der Entscheidung gerungen hat, zeigt das Abstimmungsergebnis: Drei Währungshüter waren für eine sofortige Erhöhung, wurden jedoch von sieben Kollegen überstimmt. Zahlreiche Experten rechnen damit, dass die Federal Reserve nach der Zinswende von Ende 2015 im Dezember 2016 nachlegen wird - wenn die US-Präsidentschaftswahl gelaufen ist. Yellen betonte jedoch, dass auch das wenige Tage vor der Wahl im November anberaumte nächste Fed-Treffen eine Entscheidung bringen könne. Die Beratungen der Zentralbank würden nicht von politischen Überlegungen beeinflusst.

Zum US-Wahlkampf wollte sich Yellen nicht äußern. Der republikanische Präsidentschaftsbewerber Donald Trump hatte ihr vorgeworfen, den Leitzins auf Anweisung des demokratischen Präsidenten Barack Obama künstlich niedrig zu halten. Nach Ansicht des Ökonomen Thomas Gitzel von der VP Bank könnte die Politik dennoch Yellens Pläne durchkreuzen, die Zügel nach Möglichkeit im Dezember zu straffen. "Bis dahin kann sich noch viel tun. Sollte etwa Trump die Wahlen gewinnen und die Finanzmärkte darauf negativ reagieren, wird aus einer Leitzinserhöhung zum Jahresende wieder nichts."

POSITIVES KONJUNKTURBILD

Die Notenbank zeichnete in ihrem Begleittext zum Zinsentscheid ein relativ positives Bild der US-Konjunktur. Der Arbeitsmarkt habe sich kontinuierlich verbessert und auch die Wirtschaft ziehe an. Dennoch habe sich die Fed "vorerst" gegen eine Erhöhung entschieden. Zuvor will sie Fortschritte auf dem Weg zu Vollbeschäftigung und stabilen Preisen sehen. Das erste Ziel ist praktisch erreicht. Doch bei der Inflationsrate ist die Fed noch immer ein gutes Stück von der angestrebten Teuerungsrate von zwei Prozent entfernt. Dies sei beim Zinsentscheid mit ins Kalkül genommen worden, betonte Yellen. Die Notenbank sei weiter bestrebt, ihr Inflationsziel zu erreichen.

Die Wall Street reagierte erleichtert auf die Aussicht, dass die Zeit des billigen Geldes weiter andauert: Der Leitindex Dow Jones legte knapp ein Prozent zu, während der Dollar zum Euro leicht nachgab. "Wir sehen uns in unserer Ansicht bestärkt, dass es noch 2016 eine Zinserhöhung geben wird", sagt Stefan Kreuzkamp, der oberste Anlagechef der Vermögensverwaltung der Deutschen Bank. Nächstes Jahr könnten noch ein bis zwei weitere Schritte folgen. Eine Serie schwächerer Konjunkturdaten, die maue Weltwirtschaft und die lange Zeit hartnäckig niedrige Inflation hielt die Fed dieses Jahr jedoch bislang von einer geldpolitischen Straffung ab. Die Währungshüter blicken vor allem auf Preisveränderungen bei den persönlichen Verbraucherausgaben (PCE), womit Energie- und Nahrungsmittelkosten außen vor bleiben. Dieser Wert lag zuletzt mit 1,6 Prozent noch unter dem Zielwert.