Es sei aus ihrer Sicht unklug, die Straffung zu lange hinauszuzögern, sagte sie bei ihrem ersten Auftritt vor dem Kongress seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump.
Viele Experten erwarten allerdings, dass die Notenbank die Zügel noch nicht im März anzieht, sondern bis Juni damit wartet. Dann dürften sich die Auswirkungen der Haushaltspolitik Trumps auf die Wirtschaft besser abschätzen lassen.
Yellen ließ sich vor dem Ausschuss nicht in die Karten schauen: "Ich kann nicht sagen, ob die Erhöhung im März oder Juni kommen wird." Der neue Präsident plant radikale Steuersenkungen und Investitionen in Billionenhöhe. "Es könnte zu signifikanten Änderungen in der Wirtschaftspolitik unter Trump kommen", so Yellen. Daher halte sie es für geboten, sich zunächst "mehr Klarheit" darüber zu verschaffen. Dies sei zumindest einer der Faktoren, der bei den geldpolitischen Entscheidungen zu berücksichtigen sei.
Angesichts der herrschenden Vollbeschäftigung sei kein zögerlicher Kurs der Fed angebracht: "Wir müssen aufpassen, dass der Arbeitsmarkt nicht zu eng wird." Die USA hatten zu Jahresbeginn einen wahren Stellenboom erlebt. Unter dem Strich kamen im Januar 227.000 neue Jobs hinzu. Die Erwerbslosenquote liegt bei 4,8 Prozent, womit das Fed-Ziel Vollbeschäftigung als weitgehend erreicht gilt.
Die Notenbank hatte den Leitzins Ende 2016 auf das aktuelle Niveau von 0,5 bis 0,75 Prozent angehoben. Angesichts der rund laufenden Wirtschaft peilt sie drei Erhöhungen für 2017 an. Viele Investoren erwarten, dass die Politik Trumps die Konjunktur zusätzlich befeuert. Da die Fed noch im Unklaren über die Stärke der Schubwirkung sei, müsse sie einen geldpolitischen "Blindflug" wagen, betonte Ökonom Shilen Shah vom Finanzhaus Investec Wealth & Investment. Eine Reuters-Umfrage unter 58 Ökonomen ergab, dass die Experten eine Zinserhöhung im Frühjahr und eine weitere im Winter erwarten. Zum Jahresende dürfte der Leitzins dann in einer Spanne zwischen 1,0 und 1,25 Prozent liegen.
HEISSES EISEN FED-BILANZ
Yellen sagte vor dem Ausschuss, das amerikanische Finanzsystem sei viel widerstandsfähiger als früher. Vor Ausbruch der weltweiten Finanzkrise in den Jahren 2007/08 war die Bilanz der Fed mit 800 Milliarden Dollar noch vergleichsweise überschaubar. Mit dem massiven Ankauf von Staatsanleihen und Hypothekenpapieren haben die Währungshüter die Konjunktur wieder flottgemacht, ihre Bilanzsumme dabei allerdings auf 4,5 Billionen Dollar in die Höhe getrieben. Die Fed hält ihr Portfolio seit längerem auf diesem Niveau konstant, da sie Einnahmen aus auslaufenden Anleihen wieder in neue Papiere investiert.
Yellen kündigte an, dass dieses heiße Eisen nun bald angepackt wird: Der Bilanzabbau soll in den kommenden Monaten zum Thema im Fed-Führungsgremium werden. Letztlich werde es künftig darauf hinauslaufen, dass die Investitionen in neue Papiere schrittweise zurückgeführt und letztlich eingestellt würden, prophezeite Yellen. Die Bilanzsumme werde daher voraussichtlich in der Zukunft "deutlich geringer" als jetzt sein. Der US-Währungshüter Jeffrey Lacker sprach sich unterdessen dafür aus, den Bilanzabbau radikaler anzugehen und Papiere abzustoßen: "Das sähe ich gerne noch dieses Jahr", sagte Lacker, der als Vertreter einer ausgesprochen straffen geldpolitischen Linie gilt.
rtr