Ungeachtet der weiterhin schwierigen Lage in Griechenland und den Problemen in China nach dem Kursrutsch an der Börse stünden die Aussichten gut, dass sich die Lage am US-Arbeitsmarkt und in der amerikanischen Gesamtwirtschaft weiter verbessere. "Womöglich wird das Wachstum im Ausland sogar schneller wieder anziehen als viele Beobachter erwarten und damit der US-Wirtschaft zusätzlichen Schub verleihen", sagte die Notenbankchefin.
Es könne auch sein, dass sich die heimische Konjunktur nach der Schwächephase zu Jahresbeginn schneller erhole und der Konsum durch die niedrigen Energiekosten kräftiger in Gang komme, sagte Yellen. "Die Notenbank-Chefin klingt wesentlich zuversichtlicher, was die Substanz der konjunkturellen Erholung und den wirtschaftlichen Ausblick anbelangt", meint Ökonom Harm Bandholz von der Großbank Unicredit. Er erwartet für September den ersten Zinsschritt, dem im Dezember ein zweiter folgen könne.
Yellen gab jedoch ähnlich wie jüngst in einer Rede in Cleveland kein klares Signal, wann das Umschalten auf die geldpolitische Normalisierung zu erwarten ist. Die Führungsspitze der Fed ist in dieser Frage derzeit uneins. Der Leitzins liegt seit dem Höhepunkt der Welt-Finanzkrise Ende 2008 auf dem Rekordtief von null bis 0,25 Prozent. Yellen sagte, nach so langer Zeit sei es ratsam, Zentralbankgeld schrittweise zu verteuern. Falls die Zinswende länger auf sich warten lasse, könne dies aber eine schnellere Abfolge von Erhöhungen zur Folge haben.
Der Nachbar Kanada senkte am Mittwoch indes seine Leitzinsen von 0,75 auf 0,5 Prozent weiter ab. Zur Begründung verwies die Notenbank auf einen unerwarteten Rückgang der Wirtschaftsleistung im ersten Halbjahr.
Reuters