Euro am Sonntag: va-Q-tec stellt Kühlinfrastruktur und Kühlboxen her und gilt bereits jetzt als großer Profiteur der Corona-Krise. Der Aktienkurs hat sich seit März verdreifacht. Wieviel Corona-Fantasie steckt da schon drin?
Joachim Kuhn: Natürlich freut uns die Kursentwicklung. Sie spiegelt die Potenziale wider, die die weltweiten Märkte für unsere Technologie insgesamt und nicht nur wegen Corona bieten. Schließlich konnten wir auch während der Pandemie global temperaturstabile Transportketten anbieten. Das hat uns Wertschätzung und mehr öffentliche Wahrnehmung gebracht.
Wie stark ist Ihr Geschäft von Corona-Impulsen wie der Zulassung eines Impfstoffs abhängig?
Wir erwarten aus der Corona-Krise mittelfristig zusätzliche Nachfrageimpulse. Der langfristige Trend zu Nachhaltigkeit und Energieeffizienz endet jedoch nicht mit Covid-19 - im Gegenteil. Der Klimawandel bleibt ein globales Problem. Davon können wir profitieren.
Was meinen Sie damit konkret?
Bei sogenannten "temperaturgeführten Lieferketten" etwa im Bereich Apothekenlogistik sehen wir große Wachstumschancen, aber auch im Bereich der thermischen Energieeffizienz. Ein Beispiel: Bei heute eher schlecht gedämmten Fahrzeugen wie PKW oder Kühltrucks geht viel Energie verloren. Das kann mit dünnen, aber hocheffizienten Dämmstoffen erheblich verbessert werden.
Welche Marktposition haben Sie in Ihren Geschäftsfeldern?
Bei temperaturgeführten Lieferketten gehören wir zum Beispiel zu den fünf größten Herstellern weltweit und bei den Vakuumisolationspaneelen sind wir unter den Top 3.
Und in welchen Weltregionen sehen Sie die größten Wachstumspotenziale?
Kurzfristig dürfte das größte Potenzial in den USA und Europa liegen. Mittelfristig sehen wir aber auch in Asien spannende Wachstumsperspektiven. Schließlich sind da die klimatischen Bedingungen für temperaturgeführte Lieferketten oft besonders herausfordernd. Gleichzeitig wird die dort wachsende Mittelschicht zunehmend sensibler für Nachhaltigkeit und Umweltschutz.
Bleibt es bei Ihren Prognosen für das Geschäftsjahr 2020?
Ja, 2020 erwarten wir ein Umsatzwachstum von 10 bis 15 Prozent (Vorjahr: 64,7 Millionen Euro) und eine Ebitda-Marge leicht über Vorjahresniveau (14 Prozent). Das Vorsteuerergebnis (Ebit) sehen wir im positiven Bereich (2019: minus 2,4 Millionen Euro).
Und mittelfristig?
In den letzten fünf Jahren ist va-Q-tec durchschnittlich jährlich um 25 Prozent gewachsen, das Ebitda konnten wir überproportional steigern. Das wird mit zunehmender Größe schwieriger. Dennoch wollen wir stärker als unsere Märkte und weiter profitabel wachsen.
Welche Rolle spielen Zukäufe bei der Wachstumsstrategie?
Aktuell planen wir keine. Wenn sich eine ideale Gelegenheit ergibt, könnten Zukäufe prinzipiell ein Thema sein. Grundsätzlich wollen wir aber aus eigener Kraft wachsen.
Vorstand und Gründerfamilie halten ein Viertel der Aktien, zwei Drittel liegen in Streubesitz. Gibt es eine Vereinbarung, dass die Ankeraktionäre an Bord bleiben?
Mein Gründerkollege Roland Caps und ich haben mit unseren Familien eine Pooling-Vereinbarung abgeschlossen. Damit bündeln wir über 25 Prozent der Aktien. So betonen wir unser langfristiges Engagement.
Können Sie sich den Einstieg eines strategischen Investors im Aktionärskreis vorstellen?
Der Einstieg eines strategischen Investors ist für uns derzeit kein Thema. Mit dem Aktienpool der Gründer und einer Reihe größerer institutioneller Aktionäre und dem Streubesitz verfügen wir über eine gute und ausgewogene Aktionärsbasis.