■ Innerer Wert entscheidet. Ähnlich wie
Börsenpsychologen bestreiten auch
Value-Experten ein rationales Handeln
der Börsianer. Sie glauben, dass Aktienkurse
von der jeweils herrschenden
Marktstimmung getrieben werden. Die
Folge: Aktien werden regelmäßig unter
oder über ihrem tatsächlichen inneren
Wert gehandelt. Je größer dieser Abschlag,
desto größer das Kurspotenzial.
■ Substanz zählt. Value-Investoren müssen
viel Zeit in das Studium von Zahlen
und in erster Linie von Geschäftsberichten
investieren. Wichtige Größen zur
Bestimmung des entscheidenden inneren
Werts sind eine solide Eigenkapitalquote,
eine niedrige oder zumindest
tendenziell rückläufige Verschuldung
sowie hohe Kapitalrückflüsse (Cashflow).
Hinzu kommt der Ertragswert,
also die Berechnung der künftigen, auf
die Gegenwart abgezinsten Gewinne.
Auch eine dauerhaft angehobene Dividende,
die aus dem Cashflow ausgeschüttet
wird und einem steigenden
prozentualen Anteil am Konzern gewinn
entspricht, gibt Aufschluss über die
Werthaltigkeit einer Gesellschaft.
■ Buchwert berechnen. Ausgangspunkt
für den Buchwert als zentrale Kenngröße
für eine unterbewertete Aktie ist
das in der Bilanz ausgewiesene Eigenkapital
abzüglich sämtlicher Verbindlichkeiten
und Sonderposten. Wird dieser
Betrag ins Verhältnis zur Marktkapitalisierung
gesetzt, ergibt sich daraus
das Kurs-Buchwert-Verhältnis, also das
auf alle Aktionäre entfallende Eigenkapital.
Liegt dieser Faktor unter eins, gilt
eine Aktie als besonders günstig, zumal
die gesamte Firmensubstanz durch den
Börsenwert abgedeckt ist.
■ Was gar nicht geht: Allerhöchste Vorsicht
ist geboten, wenn Firmen in ihren
Bilanzen Wertschöpfung mit fremdem
Geld in Form von "Goodwill" aufbauen,
gleichzeitig aber wenig fortgeführtes
Geschäft liefern. Keinesfalls wertsteigernd
sind auch Aktienrückkäufe, die
bei zu hohen Kursen durchgeführt wurden.
Einen großen Bogen machen Value-
Investoren zudem um Branchen
und Firmen, die sich noch nicht am
Markt etabliert haben, oder um Unternehmen,
deren operatives Geschäft im
aktuellen Marktumfeld einem starken
Verdrängungswettbewerb unterliegt.