Rund 38 Prozent in zwei Tagen – der Crash der Varta-Aktie ist eine Folge der gestrichenen Jahresziele. Am Dienstag stabilisiert sich der Kurs des MDax-Unternehmens nur zeitweilig. Einige Analysten streichen nun ihre zuvor noch optimistischen Kursziele extrem zusammen. Zwei Häuser stufen Varta allerdings hoch.

Der weitere Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise zwingt den Batteriehersteller Varta zur Aussetzung seiner Ziele. Die bisherigen Prognosen für den Umsatz und das Ergebnis im laufenden Jahr sowie dem dritten Quartal ließen sich nicht mehr erreichen, teilte das Unternehmen überraschend am Freitag mit. Bereits Anfang August hatte Varta seine Jahresziele gesenkt. Zu neuen Prognosen sieht sich der Vorstand derzeit nicht in der Lage.

Der Kurs der Varta-Aktie brach nach den Neuigkeiten von gut 59 Euro auf zeitweise 36,60 Euro am Dienstag ein – der tiefste Stand seit März 2019. Sorgen vor Batteriekonkurrenz in der neuesten Generation der AirPods Pro vom Varta-Großkunden Apple hatten den Kurs schon in den Wochen zuvor unter Druck gesetzt. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier inzwischen rund zwei Drittel an Wert eingebüßt.

Varta (WKN: A0TGJ5)

Analysten korrigieren ihre Kursziele extrem

Reihenweise senken die Analysten nun ihre Kursziele. Die US-Investmentbank Goldman Sachs etwa hat Varta von "Buy" auf "Neutral" abgestuft und das Kursziel von 102 auf 50 Euro mehr als halbiert. Analyst Philipp Konig begründete die Abstufung des Batterieherstellers mit kurzfristigem Gegenwind. Die Energiepreise in Deutschland erschwerten die Wettbewerbsfähigkeit und der Kaufkraftverlust der Konsumenten dürfte sich auf die Endnachfrage der Produkte auswirken.

Ähnlich deutlich hat JPMorgan Varta zurückgestuft. Das Kursziel werde von 95 Euro auf 45 Euro gesenkt, schrieb Analyst Jose Asumendi am Montag in einer Studie. Der Experte rechnet im kommenden Jahr nur noch mit einem Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 140 Millionen Euro nach zuvor 165 Millionen Euro. Asumendi geht davon aus, dass der Kostendruck erst einmal anhalten wird und stufte Varta von "Overweight" auf "Neutral" herab.

Kaum Kurspotenzial

Die DZ Bank hat den fairen Wert für Varta ebenfalls gesenkt – von 69 Euro auf nun 40 Euro. Die Einstufung wurde derweil aber auf "Halten" belassen. Mit Blick auf die ab Ende 2024 erwarteten Umsatzbeiträge aus dem Geschäft mit V4Drive-Zellen beziehungsweise großformatigen Zellen bestätigte er sein Votum.

Noch skeptischer ist Hauck Aufhäuser Investment Banking für Varta gestimmt. Analyst Christian Sandherr senkte das Kursziel von 64 auf 39 Euro. Die Geschäftsaussichten trübten sich für den Batteriehersteller ein, wie die kassierten Jahresziele zeigten, schrieb er in einer aktuellen Studie. Nach dem starken Kursrückgang spiegele der Kurs die aktuellen Unsicherheiten hinsichtlich der operativen Entwicklung nun schon angemessen wider. Deshalb setzt Sandherr das Votum für Varta von "Sell" auf "Hold" hoch.

Ein Analyst sagt "Buy"

Das Analysehaus Warburg Research hat Varta trotz der mutmaßlich schlechteren Geschäfte mit Apple und der kassierten Prognose für das laufende Jahr von "Sell" auf "Buy" hochgestuft. Kurzfristig sei zwar nach dem Kursrutsch vom Freitag unter das Tief zu Zeiten des Corona-Crashs kein positiver Nachrichtenfluss zu erwarten, längerfristig sollten die negativen Nachrichten jetzt aber bekannt sein, schrieb Analyst Robert-Jan van der Horst in einer Studie.

Ein Rückgang des zuvor erheblichen Interesses von Short-Anlegern, die auf fallende Kurse setzen, könnte bald eine erste Erholung auslösen, so van der Horst. Das Kursziel der Varta-Papiere senkte der Experte aber erst einmal von 65,20 Euro auf 53,00 Euro.

Der Analyst nimmt weiter an, dass Apple der größte Kunde von Vartas profitablem Geschäft mit kabellosen Kopfhörern ist. Zwar beliefere der Batteriehersteller aus Baden-Württemberg Apple noch exklusiv bei den AirPods 3. Der Experte schätzt aber, dass die teureren AirPods Pro bedeutender für den Umsatz sind. Hier dürfte Samsung die Batterien liefern.

Fazit

Die Varta-Aktie ist nach dem beispiellosen Crash in einem charttechnisch wenig aussagekräftigen Bereich. Theoretisch könnte es noch Richtung 30 Euro weiter abwärts gehen. Im schwierigen Umfeld bleiben die Aufwärtschancen begrenzt. Die neuen Analysten-Ziele liegen zwischen 39 und 53 Euro, was immerhin Kurspotenzial von 6,5 bis 45 Prozent verspricht. BÖRSE ONLINE rät indes derzeit noch nicht zu einem Kauf.