Durch den Druck aus China ziehen sich die Kryptobörsen weiter zurück, nachdem die chinesische Zentralbank alle Aktivitäten in Verbindung mit Kryptowährungen für illegal erklärt hat. Auch ausländische Onlinedienste, über die Kryptowährungen erworben werden können, sind verboten. Im Zuge des verschärften Drucks aus China sind bei Huobi als einer der größten Kryptobörsen seit dem 24. September keine neuen Kontoeröffnungen von Nutzern vom chinesischen Festland mehr möglich. Bis zum 31. Dezember sollen dann auch alle bestehenden Nutzerkonten dieser Kundengruppe geschlossen werden. Durch diese Maßnahmen will Huobi die Einhaltung der chinesischen Gesetze und Regulierungsvorschriften gewährleisten.
Die Panik wegen der Verbote ist aber übertrieben, zumal die Kryptoverbote nicht neu sind, sondern letztlich schon seit September 2017 bestehen. Die Befürchtungen, dass nun ein wesentlicher Teil der Nachfrage am Bitcoin-Markt wegfällt und der Preis deshalb unter Druck gerät, sollten aber nur kurzfristig relevant sein. In der Vergangenheit haben chinesische Anleger immer wieder Mittel und Wege für Anlagen im Ausland gefunden. Deshalb haben vermögende Chinesen über Konten im Ausland wie in Singapur auch weiterhin Zugang zum Kryptomarkt.
Auch bei den chinesischen Miningverboten in diesem Jahr waren die Auswirkungen nur kurzfristiger Natur. Vielmehr verlagerten sich die Miningaktivitäten danach schnell in andere Länder. Analysten bewerteten das chinesische Miningverbot dann sogar als Stärkung des Bitcoin wegen der vorherigen starken Konzentration des Minings in China.
Chinas Angst vor Kontrollverlust
Der Druck auf die Durchsetzung der schon lange bestehenden Verbote könnte sich auch darin begründen, dass die chinesische Regierung einen Sündenbock für die eigenen Versäumnisse sucht. Die Schieflage des chinesischen Immobilienriesen Evergrande, vor der zuletzt auch die Aktienmärkte weltweit gezittert haben, könnte zu größeren Verwerfungen führen. Verschiedene Marktbeobachter weisen darauf hin, dass es in der Vergangenheit auch in anderen Bereichen chinesische Verbote gab - die wie die jetzigen Verbote von Kryptowährungen nur ein Ausdruck der Angst der chinesischen Führung vor einem Kontrollverlust sind. Auch durch diese Verbote konnte der Erfolg dieser Entwicklungen oder Unternehmen nicht aufgehalten werden. Einige Beispiele dafür sind etwa die Verbote von Facebook, Instagram, Google, Youtube, Wikipedia oder Twitter in China.
Das ist los am Kryptomarkt
EL SALVADOR: Bitcoin-Erfolg
Obwohl das regierungseigene Kryptowallet Chivo erst seit drei Wochen im Einsatz ist, hat es nach der Bitcoin-Einführung als offizielles Zahlungsmittel in El Salvador bereits 2,1 Millionen Nutzer - eine sehr hohe Quote. Laut dem umstrittenen Präsidenten Bukele hat Chivo damit mehr Nutzer als jede Bank in El Salvador. Andere Länder mit eher dysfunktionalen Währungen dürften das Projekt aufmerksam verfolgen. Insbesondere die Möglichkeit, dass die Bevölkerung weltweit von überall Zahlungen in Bitcoin ohne hohe Bankgebühren bei Überweisungen erhalten kann, erscheint attraktiv.
BITCOIN-KRITIKER: Kauft Bitcoin
Vor zwei Jahren war der kanadische Geschäftsmann und Investor Kevin O’Leary noch ein scharfer Kritiker und bezeichnete den Bitcoin als Müll. Inzwischen ist er selbst investiert und gibt sich gerade wieder sehr bullish für Bitcoin und Co. Bis Jahresende will er den Kryptoanteil in seinem Portfolio mehr als verdoppeln. Im Gegensatz zu den Befürchtungen vieler Anleger in Bezug auf die zunehmende Regulierung sieht O’Leary diese gerade als Voraussetzung für einen stärkeren Einstieg. Für ihn ist die Anerkennung als institutionelle Anlageklasse und die Auflegung von Bitcoin-ETFs nur eine Frage der Zeit.
KANADA: Glücksspiel
Die kanadische Börsenaufsicht CSA und der kanadische Verband zur Regulierung der Investmentbranche haben gemeinsame Richtlinien für Kryptoplattformen herausgegeben. Insbesondere sollen die glücksspielartigen Werbemaßnahmen der Branche unterbunden werden. Anleger werden vor allem in sozialen Medien häufig gegen den Anreiz einer Belohnung dazu animiert, innerhalb einer bestimmten Frist zu investieren. Dadurch würden Anleger zu größeren Risiken verleitet. Die Regulierer schlagen vor, dass die Kryptounternehmen einen gesonderten Mitarbeiter zur Kontrolle der Kommunikation in den sozialen Netzen abstellen sollen.