Die deutlich verbesserte Profitabilität erklärt der Windmühlenbauer mit einer Reihe von Gründen. So zog der Bau von Windparks weltweit an. Insgesamt verkaufte Vestas im Berichtszeitraum Windturbinen mit einer Leistung von 2,9 Megawatt (MW), das sind rund 45 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Gleichzeitig wurden zunehmend größere Turbinen geordert an denen Vestas mehr verdient, während die hohe Nachfrage die Preise auch allgemein steigen ließ. Das Unternehmen weist jedoch darauf hin, dass es gerade von Quartal zu Quartal zu starken Schwankungen in der Profitabilität kommen kann. Weil das Bauen von Windrädern unverändert ein Projektgeschäft ist, kann es besonders unterjährig schnell zu Verschiebungen bei den Fertigstellungen, im Produktmix oder den von Kunden gewünschten Lieferzeiten kommen.
Trotz dieser Einschränkung erhöhen die Dänen ihre Prognose für das laufende Jahr. Beim Umsatz wird nun mit Einnahmen von 9,5 Milliarden satt zuvor neun Milliarden Euro gerechnet. Dank der guten Preisentwicklung soll auch die Ebit-Marge mit 12,5 Prozent um 1,5 Prozentpunkte höher ausfallen aus zunächst geplant. Ergebnis: der operative Gewinn soll statt 0,99 Milliarden auf 1,18 Milliarden Euro steigen.
Die Zuversicht die alten Ziele zu übertreffen, dürfte sich aber nicht allein auf die guten Ergebnisse des vergangenen Quartals stützen. Stattdessen stimmen die Dänen auch die stabilen Preise sowie ihr Auftragsbuch positiv. Zwar sanken die Auftragseingänge für Windturbinen zuletzt deutlich, allerdings konnte der Konzern im Vorjahr ungewöhnlich viele Orders und auch Großaufträge gewinnen. Dafür fragen die Kunden bei Vestas vermehrt größere und damit teurere Turbinen nach, während besonders das Interesse aus zahlungsstarken arabischen Ländern zunimmt. Weil Windparks auch gewartet werden müssen, steigt für Vesats mit jedem neu aufgestellten Windrad die zu wartende Basis. Da Vestas das größte Service-Geschäft für Windanalgen der Welt besitzt, stieg daher im ersten Halbjahr auch der Auftragseingang für Dienstleistungen um 500 Millionen Euro an. Insgesamt stehen bei dem Unternehmen daher mit 18,1 Milliarden Euro so viele Auftrage wie noch nie in den Büchern. Dass davon mittlerweile über die Hälfte auf Wartungsarbeiten entfällt, bietet Vestats zwei Vorteile: Die Aufträge laufen mit mit fünf bis zehn Jahren sehr lange und sind profitabler als der Bau von Windrädern. Aktuell liegt die Gewinnspanne bei 17,8 Prozent, während es der Gesamtkonzern auf eine Ebitmarge von 15,8 Prozent bringt.
Einschätzung der Redaktion
Nachdem die guten Quartalszahlen die Aktie bereits um fast zehn Prozent nach oben trieben und damit auch das Kursziel aus der Kaufempfehlung unserer Print-Ausgabe fast erreichen, drängt sich ein Kauf derzeit nicht auf. Daran ändert auch das angekündigte Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 400 Millionen Euro nichts oder die Absicht weiterhin 25 bis 30 Prozent des Gewinns als Dividende auszuschütten. Die Aktie ist laut Daten von Morningstar mittlerweile fast so hoch bewertet wie die gesamte Industrie und notiert mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 17,6 ebenfalls über dem eigenen Bewertungsdurchschnitt der vergangenen Jahre. Wir stufen die Aktie dahr auf Beobachten zurück und ziehen den Stoppkurs zur Gewinnabsicherung nach.
Kursziel: 73,10 Euro Stoppkurs: 56,50 Euro