Kontaktlos bezahlen - eigentlich sehr praktisch - zumal in Zeiten der Corona-Pandemie. Es geht einfach, relativ schnell und der Kontakt zwischen Käufer und Verkäufer wird minimiert. Aber aufgepasst: Viele Banken haben die Gebühren für Kartenzahlungen in den vergangenen Monaten erhöht - oftmals ohne die Verbraucher darüber zu informieren.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Verbraucherportals Biallo.de von 380 Sparkassen sowie 440 Volks- und Raiffeisenbanken. Die Prüfer stellten fest, dass etwa jedes zweite Institut zusätzliche Gebühren für "beleglose Buchungen" verlangt - bis zu einem Höchstpreis von 0,70 Euro pro Vorgang. Den verlangt die Niederrheinische Sparkasse Rhein-Lippe für das Konto Giro Nispa Klassik. Im Durchschnitt sind es 0,34 Cent.
Hohe Extragebühren bei Basiskonten
Auffällig ist zudem, dass die untersuchten Banken vor allem bei den auf den ersten Blick günstigeren Kontovarianten auf vielerlei Weise verstärkt abkassieren, etwa bei der Girocard (früher EC-Karte), bei Überweisungen, Daueraufträgen oder der Kreditkarte. Preiserhöhungen bei Premiumkonten sind laut dem Verbraucherportal eher selten.
Besonders ärgerlich für Verbraucher: 90 Prozent der "positiv getesteten" Banken - darunter mit der Haspa auch die größte Sparkasse Deutschlands - weisen die gestiegenen Gebühren beim Bezahlvorgang nicht aus. "Die meisten Kunden sind komplett ahnungslos", betont Horst Biallo, Chef des gleichnamigen Portals. Vielen Kunden drohe daher bei Rechnungsabschluss ein böses Erwachen, schließlich kämen bei den vermeintlich niedrigen Cent-Beträgen übers Jahr gerechnet schnell mehrere hundert Euro zusammen.
Auch Verbraucherschützer kritisieren das Verhalten der Geldhäuser: "Statt ehrlich und offen die Entgelte für Kartenzahlungen konkret zu nennen, werden diese im Preisverzeichnis regelmäßig unter Buchungsposten versteckt", erklärt Niels Nauhauser, Bankenexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
Biallo rät Kunden, sich bei ihrer Bank schnellstmöglich über womöglich erhöhte Gebühren zu informieren - und bis dahin wenn möglich auf Kartenzahlungen zu verzichten. Nebenbei bemerkt: Es gibt bisher keine Hinweise, dass das Zahlen mit Karte hinsichtlich der Ansteckungsgefahr mit Corona sicherer ist als Barzahlung. Auch die Bundesbank sieht kein erhöhtes Übertragungsrisiko beim Einsatz von Bargeld.
Kontowechsel prüfen
Verbraucher, die sich die Erhöhungspraxis der Banken bei den Gebühren nicht länger gefallen lassen wollen, haben nun zwei Alternativen: Entweder die Bank zu wechseln oder das Konto. Kunden, die ohnehin schon seit längerem von ihrer Bank genervt sind, sollten einen Kontowechsel prüfen. Laut Biallo.de gibt es bundesweit immerhin noch 47 Banken die bei privat geführten Konten keine Gebühren verlangen. Kunden, die mit dem Service ihrer Bank grundsätzlich zufrieden sind, sollten nachrechnen ob ein Premiumkonto besser zu ihrem Einkaufsverhalten passt. Für dieses müssen Kunden zwar einen festen monatlichen Betrag zahlen - gleichzeitig sind damit aber auch alle Leistungen abgedeckt.