Abzüglich weiterer Rückstellungen für "Dieselgate" blieb operativ immer noch ein Ergebnis von 1,7 Milliarden Euro, auch das war mehr als von Experten erwartet.

Bei der operativen Rendite erwartet Volkswagen nun, dass die bisher für 2017 in Aussicht gestellte Spanne von 6,0 bis 7,0 Prozent "moderat" übertroffen wird. Den Ausblick für den Umsatz bekräftigte der Konzern. Demnach sollen die Erlöse in diesem Jahr um mehr als vier Prozent zulegen.

Trotz des guten Abschneidens hielt sich die Führungsspitze um Konzernchef Matthias Müller mit Euphorie zurück: "Das Ergebnis der ersten neun Monate gibt uns mit Blick auf das Gesamtjahr eine Menge Zuversicht", sagte Finanzchef Frank Witter. "Das ist ein starkes Fundament, auf das wir aufbauen können." Mit einer Nettoliquidität von mehr als 25 Milliarden Euro in seinem Kerngeschäft habe der Konzern zudem ein ausreichend dickes Polster, sollten sich neue Probleme auftun.

Anleger bejubelten die Zahlen. Die VW-Aktie legte um drei Prozent zu und war damit zum Wochenausklang größter Gewinner im Leitindex Dax.

LANGER ANLAUF



Analysten führten das Gewinnplus auf die Entscheidungen früherer Jahre zurück. "Volkswagen ist ein Unternehmen, das offenbar einen extrem langen Anlauf braucht", sagte Marc-René Tonn vom Bankhaus M.M. Warburg. "Wir sehen nun zunehmend die Einsparungen und den Ergebnishub aus den modularen Baukästen." Der Konzern hatte bereits vor einigen Jahren eine Gleichteilestrategie eingeführt, von der zunehmend alle Marken profitieren. Dadurch steigt die Ertragskraft. Die lange schwächelnde Hauptmarke VW etwa verdoppelte die operative Rendite nun auf 3,8 Prozent von 1,5 Prozent vor einem Jahr.

"Ich hätte nicht gedacht, dass sich der Cash-flow so stark entwickeln würde, gerade vor dem Hintergrund der jüngsten Abflüsse von 2,5 Milliarden durch Dieselgate", sagte Stefan Bauknecht, Chef-Aktienanalyst der Deutsche-Bank-Tochter Deutsche Asset Management. Der Konzern habe ein enormes Potenzial, um die Effizienz zu steigern.

"EINFACH SAUSTARK"



Arndt Ellinghorst vom Investmentberater Evercore ISI verwies darauf, dass Volkswagen bisher insgesamt 17,5 Milliarden Euro für die Wiedergutmachung der Abgasmanipulationen bezahlt hat. VW ließ offen, wofür das Geld im Einzelnen ausgegeben wurde. Trotzdem der hohen Belastungen hatte der Konzern Ende September 25,4 Milliarden Euro Netto-Liquidität in der Kasse. "Das ist einfach saustark", lobte der Autoanalyst. Auch er ist der Ansicht, dass Volkswagen seine Potenziale noch längst nicht gehoben hat. Ellinghorst schätzt, dass allein 16 Milliarden an Effizienzsteigerungen möglich sind. Davon sei vermutlich nicht alles zu realisieren, weil der Autobauer viel investieren müsse, etwa um den Bedarf an Batteriezellen zu decken, die für die Vielzahl an angekündigten Elektroautos nötig sind. Unter dem Strich verdiente Volkswagen im dritten Quartal 1,1 Milliarden Euro, halb so viel wie vor Jahresfrist.

Frank Schwope von der NordLB geht davon aus, dass der Konzern das Finanzpolster dringend benötigt, weil in dem Dieseldrama längst nicht der letzte Akt gespielt sei. Der Autoanalyst schätzt, dass die Gesamtkosten auf 35 Milliarden Euro steigen könnten. Zudem könnten weitere Kosten auf den Konzern zukommen, wenn die EU-Kommission Belege für illegale Absprachen unter den fünf großen deutschen Autoherstellern finden sollte. Volkswagen hatte sich - wie Daimler auch - selbst bei der EU angezeigt, um mögliche Kartellvergehen prüfen zu lassen.

In Sachen Dieselgate hatte Volkswagen im vergangenen Jahr mit Anwälten und US-Behörden einen Milliarden-Kompromiss ausgehandelt, der die Reparatur und den Rückkauf von betroffenen Fahrzeuge sowie Entschädigungen vorsieht. Einschließlich Strafen und Investitionen in die Elektromobilität, die Volkswagen als Teil der Wiedergutmachung in den USA zusagen musste, belaufen sich die Rückstellungen inzwischen auf 25,2 Milliarden Euro.