von Axel Retz

Wie der DAX gestern bewiesen hat, hat sich an den Reflexen der Börsianer nichts geändert. Der starke Rückgang des ZEW-Erwartungs-Index im Mai von 53,3 auf 41,9 Punkte und die nachfolgende Ankündigung der EZB, ihre Aufkäufe von Staatsanleihen noch einmal zu forcieren, bediente die alten Reaktionsmuster: Schlechte Daten von der Konjunktur sind phantastische Daten für die Börse. Natürlich könnten die Anleger aus den vom Statistischen Bundesamt zusammengestrichenen Wachstumszahlen für das erste Quartal auch schließen, dass die Liquiditätsexzesse der EZB schlichtweg keinerlei Konjunktureffekte haben. Und allein aus dem Umstand, dass Mario Draghi das Tempo ihrer Anleihekäufe jetzt noch einmal erhöhen will, lässt sich sehr schön ablesen, dass auch er einsieht, dass sein Aktionismus offenkundig wirkungslos bleibt. Stattdessen beten die Börsianer das widerlegte Mantra der Notenbank nach, dass mehr Geld irgendwie automatisch auch zu mehr Wachstum führe.

Dass ist jedoch eine Milchmädchenrechnung. Eine Erhöhung der Geldmenge bis zum Mars verpufft in der Realwirtschaft, solange das neue Geld nicht in Umlauf gebracht wird, also in Konsum und Investitionen einfließt. Der nachstehende Chart verdeutlicht das am Beispiel der USA:



Quelle: Federal Reserve of St. Louis

In Blau erkennen Sie in diesem Chart der Federal Reserve von St. Louis die Entwicklung der Geldmenge M2 und in Rot die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Vereinfacht gesagt, versteht man darunter die Summe aller mit Geld bezahlten Käufe einer Volkswirtschaft im Verhältnis zum gesmten Geldbestand. 1.000 Euro, die in irgendetwas "festliegen", tragen nichts zum Wachstum bei, 1.000 Euro, von denen sich A von B etwas kauft, dann B von C, C von D usw., hingegen schon.

Eine Ausweitung der Geldmenge, die letztlich in den Finanzmärkten landet, hat sogar eher einen negativen Effekt auf die Konjunktur: Solange die Marktteilnehmer darauf vertrauen können, dass die Notenbanken die Börsen immer weiter nach oben pusht, werden sie nicht erforderliche Käufe und Investitionen vernünftigerweise zurückstellen, um sich nicht der zu erwartenden Kursgewinne zu berauben. Damit aber entfernen sich Realwirtschaft und Börsenkurse immer weiter voneinander, die Notenbanken schießen noch mehr Geld nach etc. etc..

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IWF: Beeindruckender Sachverstand

Wenn die Wirtschaft jedoch schwächelt, obwohl (nach offizieller Lesart) die Notenbanken alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Wirtschaft anzukurbeln, kommt regelmäßig Plan B zum Einsatz. Und der segelt bei der EU und beim IWF unter den Schlagworten "Reformen" und "Wettbewerbsfähigkeit". Auch ein bemerkenswertes Konzept. Der IWF beispielsweise fordert von Athen eine weitere Absenkung der Renten und vor allem der Löhne. Denn so, glauben Madame Lagarde und ihre Entourage, könne Griechenland über seine steigende Wettbewerbsfähigkeit seine Exportindustrie stärken.

Zwei kleine Schönheitsfehler hat diese Annahme. Erstens: Griechenlands Exportindustrie ist mit einem Anteil von nur rund 15 Prozent des BIP für die Wirtschaft des Landes fast irrelevant. Und zweitens: Während die Löhne in Griechenland seit 2008 bereits um 20 Prozent nach unten gedrückt wurden, stiegen die Exporte nicht etwa, nein, sie fielen!

Sinkende Löhne und Renten bei gleichzeitig explodierender Arbeitslosigkeit haben die Arbeitseinkommen der Griechen summa summarum um ein Drittel in den Keller rauschen lassen. Und da kommt uns Madämchen mit der Forderung nach weiteren Lohnkürzungen, um eine fast nicht existente und seit Beginn der Rosskur weiter schrumpfende Exportindustrie zu beflügeln? Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich den IWF für klüger hielte als die Notenbanken.

Auf Seite 3: Bargeldverbot greift um sich





Bargeldverbot greift um sich

Nach Schweden hat nun auch Dänemark dem Bargeld den Kampf angesagt. Und der Wirtschaftsweise Prof. Peter Bofinger redet diesem Unfug ebenfalls das Wort. Die Abschaffung von Bargeld ist nichts anderes als ein Instrument der totalen Kontrolle. Sie ermöglicht es den Staaten nicht nur, buchstäblich alle Ihre Ausgaben zu kontrollieren. Sie ermöglicht es ihm auch, jederzeit auf Ihr Geld zuzugreifen, Sie im Zweifelsfalle finanziell "abzuschalten" oder Negativ- bzw. Strafzinsen auf Ihr Guthaben durchzusetzen. Und problemlos ließe sich auch der Plan des ehemaligen IWF-Chefökonomen Kenneth S. Rogoff umsetzen, in Europa alle Guthaben mit einer dreiunddreißigprozentigen "Schuldensteuer" zu belasten. Weswegen Herr Rogoff natürlich auch ein glühender Verfechter der Abschaffung des Bargelds ist. Denn gibt es kein Bargeld mehr, können Sie Ihr Guthaben auch nicht mehr in Sicherheit bringen.

Von hier aus ist es nur noch ein ganz kleiner Schritt bis zur Implantation von RFID-Chips, was dann richtig unter die Haut geht. Als ich vor eineinhalb Jahren in einer illustren Runde einmal auf ein kommendes Bargeldverbot und die nachfolgende Implantation von RFID-Chips zu sprechen kam, hat man mich regelecht ausgelacht. Heute lacht aus dieser Runde niemand mehr.

Die Leichtigkeit, mit der sich das Bargeldverbot in Schweden oder Dänemark zumindest teilweise abschaffen ließ, ist ein (wenig) schöner Hinweis darauf, dass es zu diesem Thema in der Bevölkerung offensichtlich kein hinreichendes Problembewusstsein gibt. Aber was will man verlangen, wenn selbst ein deutscher Wirtschaftsprofessor keinen Schimmer davon zu haben scheint?

Dass das Handeln demokratisch in keiner Weise legitimierter Institutionen wie IWF oder EU-Kommission weite Teile der europäischen Wähler regelrecht "entpolitisiert" hat, ist unverkennbar. Und dass George Orwells Dystopien heute wie ein Kindermärchen wirken, ebenfalls. Aber irgendwo sollte bei jedem, der noch ein Fünkchen Hirn hat, das Maß langsam voll sein. In meinem kostenlosen wöchentlichen pp-Newsletter (https://www.private-profits.de/newsletter.html) erfahren Sie mehr (auch) zu solchen Themen.

Auf Seite 4: Die richtigen Goldaktien zur Vorsorge





Und wenn Sie einen allerersten Schritt zur Vorsorge unternehmen wollen, sehen Sie sich einmal Barrick Gold, Yamana Gold und Pan American an. Äugen Sie dabei nicht auf en schnellen Gewinn. Aber wenn der Staat einmal (wieder) einmal auf die Idee kommen sollte, den Besitz von Gold und Auslandsdevisen (und dazu gehören fast alle gängigen Gold- und Silbermünzen) zu verbieten, sind Sie mit Minenaktien einfach auf der sichereren Seite.

Viel Erfolg und beste Grüße


Axel Retz




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Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt die Portale www.private-profits.de und www.moneyversum.de .