Die Börsen sind prima ins neue Jahr gestartet. Der Dow Jones tendiert Richtung 20 000 Punkte, der DAX Richtung 12 000. Statistisch gesehen ist der per Saldo gute Start ein positives Omen für den weiteren Jahresverlauf.
Trotzdem sollten sich Anleger 2017 auf einen vermutlich ähnlich holprigen Verlauf einstellen, wie es im Vorjahr der Fall war. Denn die Themen, die in den zurückliegenden zwölf Monaten für Unsicherheit gesorgt haben, sind alles andere als erledigt. Die Konsequenzen des Brexit, die Folgen der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten oder auch die Auswirkungen des gescheiterten Verfassungsreferendums in Italien sind weitreichend, die Tragweite dieser Richtungsentscheide kaum abschätzbar.
Zugegeben sind dies alles politische Unsicherheiten, und an den Börsen tendiert man ja dazu, diese Themen irgendwann zu ignorieren. Ganz streichen von der Liste der Risiken sollte man sie als Anleger dennoch nicht. So ist beispielsweise die Menge der Faktoren, die mit dem Brexit zusammenhängen und die den Markt beeinflussen könnten, enorm. Zudem gibt es 2017 in Europa eine Reihe von Wahlen mit höchst unsicherem Ausgang. Und dann sind da noch die Unwägbarkeiten, was den künftigen Kurs der Notenbanken angeht und die Wirkung der bisherigen geldpolitischen Maßnahmen. Die sind deshalb nur schwer einzuschätzen, weil es schlicht an Erfahrungswerten aus der Vergangenheit fehlt.
Wer diese Risiken jedoch zu sehr betont, übersieht die ebenfalls vorhandenen positiven Entwicklungen der Weltwirtschaft. Die Lage verbessert sich zusehends, die globalen Wachstumserwartungen sind positiver als noch vor zwölf Monaten. Mit ein Grund ist die Stabilisierung der chinesischen Konjunktur, die einhergeht mit mehr Wachstum in anderen Schwellenländern sowie steigenden Preisen an den Rohstoffmärkten.
Auch positiv ist die - zumindest angekündigte - wachstumsorientierte wirtschaftspolitische Haltung von US-Präsident Trump. Allerdings sollte man bei diesem Aspekt doch noch vorsichtig sein mit einer abschließenden Bewertung. Jüngst machte Trump ja mit der Ankündigung von Strafmaßnahmen gegen US-Autobauer von sich reden, die in Mexiko produzieren lassen und die Fahrzeuge in die USA einführen.
Positiv ist derweil aber auch die Situation am Aktienmarkt selbst. Die Bewertungen sind relativ vernünftig, die Erwartungen an die künftigen Gewinne vermutlich eher zu niedrig als zu hoch. Es mehren sich die Anzeichen, dass die jahrelangen negativen Gewinnrevisionen ein Ende -finden, gerade in den USA. Das bietet Raum für steigende Kurse. In Europa wiederum sind es vor allem die Bewertungen, die für Aktien sprechen. Viele europäische Titel werden mit einem deutlichen Bewertungsabschlag etwa gegenüber US-Aktien gehandelt.
Und vielleicht überraschend: Inzwischen leistet selbst Europas Bankensektor einen Beitrag zum insgesamt zunehmenden Gewinnwachstum. Nachdem die Erwartungen hier in den vergangenen Jahren auf ein extrem niedriges Niveau gefallen waren, gab es zuletzt tatsächlich -einige positive Überraschungen. Ein Grund dafür ist die beginnende Normalisierung der Zinsen. Die Banken profitieren davon, dass die Zinskurve derzeit steiler wird. So funktioniert das originäre Geschäft der Kreditinstitute wieder: kurzfristig Geld aufnehmen und es langfristig verleihen. Das lässt hoffen - auf ein positives Aktienjahr 2017.
Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com