"Wir haben es hinbekommen, dass die erste Maschine mit Passagieren (...) abheben konnte", sagte der Außenminister Katars, Scheich Mohammed bin Abdulrahman Al-Thani, in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad. Der Flughafen sei in den vergangenen Tagen wieder einsatzfähig gemacht worden. Er dankte den Taliban für die Hilfe bei der Wiedereröffnung des Flughafens für den zivilen Luftverkehr. Vor allem westliche Staaten hoffen, ehemalige Ortskräfte sowie andere Schutzsuchende über den Luftweg aus Afghanistan herausbringen zu können.

An Bord der Maschine waren nach Angaben des Auswärtigen Amtes auch 15 deutsche Staatsangehörige. "Bei den ausgeflogenen Personen handelt sich vor allem um Frauen und Kinder", teilte das Ministerium in Berlin mit. "Wir arbeiten weiter intensiv daran, in den nächsten Tagen weitere Ausreisemöglichkeiten zu schaffen und werden die betroffenen Personen darüber aktiv informieren." Eine mit der Ausreise vertraute Person sagte Reuters, Katar habe für das sichere Geleit zum Flughafen einen Konvoi organisiert.

In dem Flugzeug saßen auch Amerikaner, Briten, Ukrainer und Kanadier. Reuters konnte zunächst nicht feststellen, ob auch Afghanen ohne zweite Staatsangehörigkeit unter den Passagieren waren. Der Sondergesandte Katars, Mutlak bin Madsched al-Kahtani, kündigte an, auch am Freitag werde es einen Linien-Flug nach und von Kabul geben.

Die Taliban wollen nach US-Angaben 200 Amerikaner und andere Zivilisten aus Afghanistan ausreisen lassen, die nach Ende des Evakuierungseinsatzes zurückgeblieben sind. Genutzt würden Charter-Flüge vom Flughafen Kabul, sagte ein US-Vertreter der Nachrichtenagentur Reuters. Die USA hatten am 31. August ihre letzten Soldaten aus Afghanistan abgezogen und ihren Militäreinsatz dort nach 20 Jahren beendet.

PAKISTAN FORDERT FREIGABE EINGEFRORENER MITTEL FÜR TALIBAN


Zusammen mit seinem pakistanischen Kollegen Schah Mehmud Kureschi forderte Al-Thani, internationale humanitäre Hilfen für Afghanistan sollten an keine Bedingungen gebunden werden. Kureschi plädierte darüber hinaus dafür, vom Westen eingefrorene Finanzmittel für die Taliban freizugeben. Vor zwei Tagen hatte die radikal-islamischen Taliban eine Übergangsregierung für den Vielvölkerstaat ernannt, der vorwiegend Paschtunen angehören, darunter von den USA gesuchte Islamisten, und von der Frauen ausgeschlossen sind. Beobachter sehen darin einen Hinweis, dass die Taliban die Macht nicht teilen und keinen toleranteren Kurs als in früheren Jahren einschlagen wollen.

In Kabul wurden nach Angaben des Chefredakteurs der Zeitung "Etilaat Roz", Saki Darjabi, zwei Journalisten in Polizeigewahrsam geschlagen, nachdem sie über Proteste von Frauen gegen die neuen Machthaber berichtet hatten und von Taliban festgenommen wurden. Er veröffentlichte in sozialen Netzwerken Bilder seiner Mitarbeiter mit großen, roten Striemen auf Rücken und Beinen. In ihren Gesichtern waren Blutergüsse und Schnittwunden zu sehen.

rtr