Viele Experten sind sich sicher: Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie erscheinen, so gewaltig sei die Nachfrage nach den Indexprodukten auf die Kryptowährung. In den USA warten zahlreiche Anbieter auf ihre Genehmigung durch die Börsenaufsicht. Bei der breiten Debatte und dem medialen Hype um den Bitcoin gerät die eigentliche Sinnfrage eines solchen Produkts sehr schnell in den Hintergrund: Muss man wirklich alles auf den Finanzmarkt werfen, wofür es eine Nachfrage gibt? Ein Bitcoin-ETF - sollte er denn jemals kommen - wäre jedenfalls ein absurdes und in sich paradoxes Finanzprodukt.
Und Anleger, die ihr Geld langfristig und gewinnbringend anlegen wollen, sollten unbedingt die Finger davonlassen. Aus den folgenden Gründen:
Ìrund 1: Keine Streuung. Ein Bitcoin-ETF würde die Grundidee des Konzepts "ETF" torpedieren. Diese Produkte wurden erdacht und aufgelegt, um eine breite Streuung des Vermögens zu ermöglichen und Anleger damit am breiten Aufschwung des Markts kosteneffizient teilhaben zu lassen. Diversifikation ist eines der wichtigsten Gebote der Geldanlage, und nicht umsonst zählt zu den berühmtesten Börsenweisheiten der Satz, dass man nicht alle Eier in einen Korb legen sollte. Doch genau das würde ein Bitcoin-ETF tun, der sich auf nur eine digitale Währung fokussiert. Es gibt zwar keine allgemeingültige Definition eines Bitcoin-ETF, doch wir verstehen darunter alle ETFs, die vollständig von der Entwicklung des Bitcoin abhängig sind. Da dies ein unzumutbares Klumpenrisiko ist, wäre der Name "ETF", der bei den meisten Anlegern für Diversifikation steht, reine Augenwischerei.
Grund 2: Großes Blasenbildungspotenzial. Weiterhin wäre ein solcher Bitcoin-ETF ein höchst riskantes Investment. Nicht nur weil der Bitcoin selbst massiven Schwankungen im zweistelligen Bereich unterworfen ist, sondern auch weil das Blasenbildungspotenzial der Kryptowährung auch nach den Verlusten der letzten Wochen enorm ist. Das sieht man zum einen an der vermehrten Berichterstattung, zum anderen daran, dass sogar schon in Fitnessstudios und an Stammtischen der Bitcoin-Kurs diskutiert wird. Es ist schon bedenklich, wenn in Deutschland, dem Land mit einer Aktionärsquote von nur rund sieben Prozent, Verbraucher plötzlich Bitcoin kaufen wollen, die um ein Vielfaches riskanter sind als Aktien etablierter Unternehmen.
Grund 3: Blockchain ja, Bitcoin nein. Viele Verbraucher, die sich für Bitcoin und mögliche Bitcoin-ETFs interessieren, kennen meist nicht einmal den Unterschied zwischen Bitcoin und Blockchain. Blockchain ist die Software, das digitale Rechnungskonzept hinter allen Kryptowährungen, also auch hinter dem Bitcoin. Für sie gibt es viele Anwendungsmöglichkeiten, unter anderem in der Medizin. Blockchain hat ohne Frage Zukunft, was bei Bitcoin nicht unbedingt der Fall sein muss - die "Währung" ist als Zahlungsmittel untauglich, höchst volatil und unreguliert. Über diese Risiken sollten sich Anleger im Klaren sein, um nicht Gefahr zu laufen, dem "Gier frisst Hirn"-Prinzip zum Opfer zu fallen. Was deshalb allenfalls als sinnvoller ETF infrage käme, wäre ein ETF auf Kryptowährungen insgesamt, von denen es derzeit mehr als 1300 gibt - Tendenz steigend. Es wäre zwar immer noch ein riskantes Investment, aber bei Weitem nicht mehr so volatil und gebündelt wie ein reiner Bitcoin-ETF.
Bitcoin-ETFs sind ein No-Go für jeden seriösen Investor. Der Bitcoin und die mit ihm verbundenen Futures und Fonds sind einzig und allein etwas für Spekulanten, für Akteure, die auf massive kurzfristige Schwankungen spekulieren. Für Otto Normalanleger sind sie absolut tabu. Wer sein Geld langfristig anlegen möchte und auf Sicherheit achtet, sollte bei ETFs bleiben, die ihr Geld auf real existierende Unternehmen verteilen. Denn so wird man dem Grundgedanken von ETFs (und guter Geldanlage) gerecht: eine breite Streuung bei geringen Kosten.
Lars Reiner ist Gründer und Geschäftsführer des digitalen Vermögensverwalters Ginmon und gefragter ETF-Experte. Der Technologie-Enthusiast war vorher Managementberater bei der Deutschen Bank. Ginmon bietet Privatanlegern eine digitale Vermögensverwaltung. Anleger investieren ihr Geld in ein -global gestreutes ETF-Portfolio, welches nach wissenschaftlichen Kriterien zusammengestellt und optimiert wird.