"Wir versuchen ihm Untreue nachzuweisen, damit wir ihn absetzen können", sagt Zender gegenüber BÖRSE ONLINE. Nur wenn das gelinge, "erhalten wir Zugriff auf die Bankbestände und können prüfen, wie hoch sie und ob sie frei verfügbar sind". Denn in China besitze nur der gesetzliche Vertreter eine Kontovollmacht und damit Zugriff auf sowie Einblick in die Geldbestände. "Und das ist im Moment immer noch Herr Zhang", so Zender.
Dieser allerdings sei derzeit telefonisch nicht erreichbar und auch im Unternehmen nicht mehr aufgetaucht. Nach Auskunft von Zender wird das operative Geschäft derzeit von Vorstandsmitglied und Chefdesignerin He Xiuming geführt. Auch Börse Online konnte Zhang nicht für eine Stellungnahme erreichen. Laut Ansage war sein Mobiltelefon ausgeschaltet.
Zender, der seit Mai 2013 im Vorstand der deutschen Kinghero AG ist, hat Hinweise gefunden, wonach Zhang Unternehmensvermögen als Sicherheit für private Geschäfte hinterlegt hat. Er hatte Anwälte in Hongkong und China beauftragt, die nach möglichen Verstößen Zhangs suchen sollen. Laut Auskunft einer lokalen Behörde habe "Zhang 25 Prozent der Anteile einer chinesischen Tochtergesellschaft von Kinghero als Sicherheit für private Geschäfte an Geschäftspartner übertragen", berichtet Zender.
Zudem hat der deutsche Vorstand erfahren, dass Zhang von chinesischen Geschäftspartnern verklagt wird, "weil er seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommt". Das lege die Vermutung nahe, dass die "chinesischen Tochterunternehmen derzeit nicht über ausreichend Liquidität verfügen". Zender versichert jedoch: "In der deutschen Muttergesellschaft ist derzeit ausreichend Liquidität vorhanden, um die Untersuchungen in China weiter voranzutreiben."
Er lässt derweil prüfen, ob die Übertragung der Anteile ohne die Zustimmung der Anteilseigner rechtlich überhaupt erlaubt war und behält sich "eine Klage gegen Zhang vor". Ziel sei es, Zhang persönlich haftbar zu machen und "notfalls auch auf sein Privatvermögen zurückzugreifen und so Geld zurück in die Firma zu bringen und an die Aktionäre zurückzuzahlen", wie Zender betont.
Kinghero war 2010 in Frankfurt an die Börse gegangen. Seit dem Börsengang hat die Aktie über 90 Prozent ihres Wertes verloren.