Was bringen die Rabatte den Kunden konkret?
Das hängt sehr vom Einzelfall ab. Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg warnt etwa davor, dass vor allem bei wenige Jahre alten Dieseln der Wertverfall durch den Umtausch so groß sein könnte, dass die Inzahlungnahme durch den Händler inklusive der nun ausgelobten Rabatte diesen nicht ausgleichen würde. Auch bei der Anschaffung eines teuren Neuwagens könnte sich der finanzielle Anreiz ihm zufolge als Tropfen auf den heißen Stein erweisen.
Stefan Bratzel - Gründer des Center of Automotive Management an der Fachhochschule in Bergisch Gladbach - sagt deshalb: "Ich kann nur empfehlen, dass jeder Verbraucher genau nachprüft, mit welchen Wertverlusten er im Fall der Prämie zu rechnen hat."
Verrechnen die Hersteller die neuen Rabatte einfach mit bestehenden?
"Das wissen wir erst dann, wenn die neuen Aktionen ab dem 1. November auch sichtbar werden", sagt Dudenhöffer. "Ich würde die Chance aber als höher einschätzen, dass VW von einer Kürzung bereits bestehender Rabatte absieht." Bei VW heißt es, dass die nun vorgestellten Rabatte von den Händlern durchaus mit bestehenden kombiniert werden können. "Auf diese Weise können Nachlässe erreicht werden, die deutlich über die normalerweise erhältlichen hinaus gehen", erklärte ein Sprecher.
Laut Dudenhöffer macht das aus Herstellersicht durchaus Sinn. Denn der Absatz von Dieselautos bricht schon seit längerem ein. Ihr Anteil am Gesamtabsatz lag dem Kraftfahrt-Bundesamt zufolge im September nur noch bei knapp 30 Prozent. Allein im vergangenen Monat hat sich die Zahl der Neuzulassungen von Dieselfahrzeugen demnach halbiert. Die Rabattaktion könnte die Nachfrage also ankurbeln.
Sind die Rabatte also ein Konjunkturprogramm für VW-Dieselwagen?
Dieser Eindruck greift Bratzel zufolge zu kurz - auch wenn er nicht ganz von der Hand zu weisen sei. "Die Hersteller nehmen schon kräftig Geld in die Hand, um diese neuen Rabatte nun anzubieten", sagt er. Es sei vor allem ein Versuch, auf die Debatte zu reagieren. "Man kann sich aber darüber unterhalten, ob das genug ist." Bratzel vermisst ein Gesamtkonzept. "Wir müssen mit dieser Symbolpolitik und diesem Stückwerk aufhören", fordert er. "Da muss auch die Politik dazu beitragen, diese verschiedenen Themen integrativ zu betrachten."
Dass VW ausschließlich den Absatz seiner Dieselmodelle im Kopf hat, ist auch aus anderem Grund unwahrscheinlich: Die Rabatte werden zumindest bei der Tochter Audi auch dann ausgezahlt, wenn sich der Kunde für ein Elektroauto entscheidet. Bei VW selbst ist das nur der Fall, wenn der Altwagen des Kunden in einer der 14 besonders belasteten Städte zugelassen ist oder es sich um einen Jahreswagen handelt.
Auf Seite 2: Die abgegebenen Fahrzeuge werden zum Teil verschrottet. Ist das ökologisch sinnvoll?
Die abgegebenen Fahrzeuge werden zum Teil verschrottet. Ist das ökologisch sinnvoll?
Das kommt auf das Alter der Autos an. Die letzten Euro-4-Dieselfahrzeuge wurden im Jahr 2009 zugelassen. "Da ist eine Verschrottung aus ökologischer Sicht zumindest bedenklich", sagt Bratzel. Bei neueren Fahrzeugen mit der Euro-5-Norm ergebe sie gar keinen Sinn. Wenn die Fahrzeuge nicht verschrottet werden, werden sie weiterverkauft. Angesichts der sich im Sturzflug befindenden Nachfrage könnte sich das allerdings als schwierig erweisen.
Was bleibt unterm Strich von der Aktion?
Viel Kritik, auch von Seiten der Verbraucherschützer. Aus deren Sicht etwa liegen die neuen Rabatte bei manchen Modellen auf demselben Niveau wie bei der sogenannten Umweltprämie, die VW 2017 mit ins Leben gerufen hatte. "Da wurde nur mit Zahlen getrickst", meint Marion Jungbluth, Leiterin des Teams Mobilität und Reisen beim Bundesverband der Verbraucherzentralen. Zudem kritisiert sie, dass es für die neuen Diesel nur eine dreijährige Garantie gebe, innerhalb derer die Fahrzeuge etwa im Fall von Fahrverboten wieder umgetauscht werden könnten. Allerdings können Euro-6-Dieselautos erst im Jahr 2023 wieder von Fahrverboten betroffen sein.
Dudenhöffer bezeichnet die Prämie als Notoperation. "Wenn man schon früh mit Hardware-Nachrüstungen angefangen hätte, hätten wir diese Probleme nun nicht", sagt er. "Die Debatte darum hat uns nun drei Jahre Zeit gekostet und Kommunen in Deutschland in unendlich große Schwierigkeiten gebracht."/maa/DP/jha