Das zuständige Gericht in San Francisco hatte bereits vor rund einer Woche signalisiert, dem Vergleich zuzustimmen. Das Urteil war daher von der Börse weitestgehend erwartet worden. Nachdem die Wolfsburger sich bereist mit 44 US-Bundesstaaten sowie seinen US-Händlern geeinigt hat, belaufen sich die gesamten Strafzahlungen mittlerweile auf rund 15,2 Milliarden Dollar.
Offen ist allerdings weiterhin, wie teuer der Vergleich für Fahrzeuge mit einem 3.Liter Motor wird. Das jetzige Urteil beinhaltet nur Dieselfahrzeuge von Volkswagen und Auto mit einer 2-Liter Maschine und betrifft insgesamt 475000 Fahrzeuge. Die Zahl der betroffenen Autos mit dem größeren Aggregat beläuft sich in Amerika auf insgesamt 85000 Stück. In diesem Verfahren hat der ebenfalls zuständige Richter Charles Beyer eine Anhörung für den 3. November einberufen. Auch die Geldbuße des US-Justizministeriums steht weiterhin aus.
Bei dem Vergleich handelt es sich um die höchste Zahlung, die ein Autobauer in den USA jemals für eine Wiedergutmachung zahlen musste. Bislang haben die Wolfsburger für die Bewältigung der Abgas-Affäre 17,8 Milliarden Euro über Rückstellungen reserviert.
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Einschätzung der Redaktion
Der US-Vergleich macht deutlich, die fast 18 Milliarden Euro die Volkswagen für die Folgen des vor knapp 13 Monaten aufgedeckten Abgas-Skandals bereit hält, werden kaum reichen. Nach bisher bekannten Strafzahlungen und Entschädigungen ist von der Summe kaum noch etwas übrig, dabei war das Geld maßgeblich für Rückrufaktionen und Umbauten gedacht. Hinzu kommt: gegen die Wolfsburger wird mit Blick auf das Strafmaß die volle Härte des Gesetztes angewendet. Kein Autobauer musste jemals mehr in den USA für seine Strafen zahlen. Und, die Urteile belaufen sich bisher nur auf 475 000 Autos. Weltweit sind hingegen 11 Millionen VW-Modelle von den Abgas-Manipulationen betroffen.
Gleichzeitig verliert der Konzern Marktanteile. Allein in den USA sind die Auslieferungen in den ersten neun Monaten des Jahres um 12 Prozent gesunken. Eine zusätzliche, wenn auch hoffentlich einmalige Belastung stellen die Zulieferer-Probleme in diesem Sommer da. Durch die Querelen mit dem Zulieferer Prevent droht der Marke Volkswagen im dritten Quartal Schätzungen zufolge ein Gewinneinbruch von rund 40 Prozent auf gut 460 Millionen Euro.
Natürlich birgt das Urteil wichtige Planungssicherheit für den Konzern, doch das Geld fehlt unverändert an anderer Stelle. Daher muss gespart werden insbesondere, um wie geplant in eine Führungsrolle bei der E-Mobilität aufzurücken. Im Bestreben, bei Elektro-Autos vorne mitzufahren und die Profitabilität zu erhöhen werden in Wolfsburg seit Monaten Umbaupläne und Sparprogramme für den Konzern geschmiedet. Allerdings stellt die Gewerkschaft eine gewaltige Hausmacht im Konzern dar und zuletzt stocken die Gespräche. Auch wenn der Dax-Konzern seine Probleme Schritt für Schritt löst, stehen dem Autobauer unverändert große Herausforderungen bevor. Wir raten daher weiterhin von einem Investment ab.