Deshalb sei es wichtig gewesen, auf einer Betriebsversammlung vor Tausenden VW-Beschäftigten gesprochen zu haben. Zu Beginn seiner auf drei Jahre angelegten Tätigkeit als Compliance-Monitor habe er bereits Gespräche mit dem Vorstand und Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch geführt.
Thompson machte klar, dass er die Zusammenhänge verstehen und sich davor hüten wolle, voreilige Schlüsse zu ziehen. "Volkswagen ist ein großes und komplexes Unternehmen." Er sei nicht nach Wolfsburg gekommen, um dem Management zu sagen, wie es das Unternehmen zu führen habe. Seine Aufgabe sei es, festzustellen, ob sich der Konzern an die Zusagen im Milliardenvergleich mit den US-Behörden halte. Dafür werde ihm Zugang zu fast allen wichtigen Dokumenten gewährt. Ausnahmen seien Unterlagen, die im Zusammenhang mit laufenden Ermittlungen stünden.
Thompson fand auch anerkennende Worte für das VW-Vorstandsmitglied für Integrität und Recht, Hiltrud Werner, und für Konzernchef Matthias Müller, die den Kulturwandel bei Volkswagen vorantrieben. "Das Unternehmen nimmt das sehr ernst."
AUFPASSER SCHAUEN SICH AUCH AUDI AN
Der Compliance-Monitor kündigte an, Gespräche mit VW-Mitarbeitern, Managern sowie ehemaligen Beschäftigten und externen Rechtsberatern zu führen, um sich ein möglichst umfassendes Bild zu machen. Er ließ offen, ob dazu auch der ehemalige Konzernchef Martin Winterkorn gehören wird. Sein Mandat umfasse den Konzern einschließlich seiner Marken. "Natürlich werden wir uns auch Audi ansehen." Bei der Ingolstädter VW-Tochter waren jüngst neue Unregelmäßigkeiten bei Abgaswerten bekannt geworden.
Unverständnis äußerte Thompson wegen der Beschlagnahme von Dokumenten der US-Anwaltskanzlei Jones Day durch die Staatsanwaltschaft München. So etwas wäre in den USA nicht vorgekommen. Dort seien Aussagen von Mandanten gegenüber ihren Anwälten geschützt. Bei ihren Ermittlungen hatte die Staatsanwaltschaft im März die Vorstandsetage von Audi, die VW-Zentrale in Wolfsburg und die vom Konzern mit der Aufklärung beauftragte Kanzlei Jones Day durchsucht.
Thompson soll Volkswagen auf die Finger schauen, damit sich Verfehlungen wie im Dieselskandal nicht wiederholen können. Dafür hat er ein Team von gut 20 Mitarbeitern zusammengestellt, das auf bis zu 60 aufgestockt werden soll. Der Monitor überwacht, ob die Wolfsburger den mit den US-Behörden geschlossenen Vergleich einhalten und die versprochenen Reformen umsetzen. In den Verhandlungen mit der US-Justiz hatte VW zugegeben, mit Abgasangaben Behörden und Kunden betrogen, Umweltrecht verletzt und die Justiz behindert zu haben. Der strafrechtliche Vergleich hat ein Volumen von gut vier Milliarden Euro. Insgesamt kostet die Aufarbeitung der weltweit millionenfachen Abgasmanipulation den Konzern bis zu 22,6 Milliarden Euro.
rtr