Finanzminister Berat Albayrak kündigte Maßnahmen gegen den Preisauftrieb an, die kommende Woche vorgestellt werden sollen. Das Schlimmste liege aber bereits hinter der Türkei. Im vierten Quartal werde die Teuerungsrate wieder sinken.

Die türkische Währung hat seit Jahresbeginn rund 40 Prozent zum Dollar verloren, auch weil die Türkei und die USA Sanktionen gegeneinander verhängt haben. Dabei geht es um einen Streit wegen eines in der Türkei inhaftierten US-Pastors. Zudem wird die Krisenpolitik von Präsident Recep Tayyip Erdogan von Investoren als unzureichend kritisiert. Durch den Absturz der Währung werden Importe deutlich teurer. Im Kampf gegen Lira-Verfall und ausufernde Inflation hob die Zentralbank ihren Leitzins im September um 6,25 Punkte auf 24 Prozent an. Damit soll bei Investoren auch Vertrauen zurückgewonnen werden, weil wegen Erdogans massiver Kritik an der Geldpolitik Zweifel an der Unabhängigkeit der Notenbank aufgekommen sind.

Einige Experten sehen die Währungshüter angesichts der hohen Inflation erneut am Drücker. "Die Zentralbank wird darauf reagieren müssen", sagte Ökonom Inan Demir vom Broker Nomura. "Sie wird bei ihrem nächsten Treffen erhöhen müssen." Andere Fachleute sind zurückhaltender. "Angesichts des Ausmaßes der Zinserhöhung vom letzten Monat und des anhaltenden Drucks von Präsident Erdogan denken wir, dass die Geldpolitik eingefroren wird", sagte Jason Tuvey von Capital Economics. Erdogan hat sich immer wieder gegen höhere Zinsen ausgesprochen und sich selbst als "Zinsfeind" bezeichnet.

Erdogan will die Teuerung mit anderen Mitteln eindämmen. "Ich rufe meine Leute auf: Wenn es auf Märkten oder anderswo ungewöhnliche Preisunterschiede gibt, melden Sie diese sofort der Gemeinde", sagte Erdogan dam Dienstag vor Abgeordneten seiner AKP. Die Regierung müsse hier Razzien durchführen und "tun, was notwendig ist".

Mit der Politik des billigen Geldes haben Erdogan und seine Regierung in den vergangenen Jahren Brücken, Kraftwerke und Krankenhäuser bauen lassen, wodurch sich das Leben vieler einkommensschwacher Türken verbessert hat. Experten kritisieren aber, dass sich in den Boomjahren zu sehr auf den Konsum konzentriert wurde und wenig auf Produktivität. Statt in Einkaufszentren hätte mehr in Fabriken und Bildung investiert werden sollen.

Die Preise für Nahrungsmittel und Getränke, die für die türkische Inflationsentwicklung entscheidend sind, stiegen innerhalb eines Monats um 6,4 Prozent. Möbel und Haushaltsgeräte verbuchten mit 11,41 Prozent die höchste Teuerung, gefolgt von Verkehrsausgaben mit 9,15 Prozent.

rtr