"Dieser Zusammenschluss ist eine große Chance für Siltronic und GlobalWafers, gemeinsam ein Unternehmen zu bilden, das sowohl technologisch wie auch effizienzseitig an der Weltspitze agiert", sagte Siltronic-Chef Christoph von Plotho. Die beiden Firmen, bisher die Nummer drei und vier der Branche, können zusammen den japanischen Marktführer Shin-Etsu angreifen.

Die maximal pizzagroßen, millimeterdünnen Wafer dienen als Grundplatte für die Produktion von Chips. Bis auf Siltronic kommen alle großen Hersteller aus Asien.

Damit die Übernahme tatsächlich zustande kommt, müssen die Taiwaner mit dem Übernahmeangebot Zugriff auf 65 Prozent an dem bayerischen Rivalen bekommen. Knapp die Hälfte davon haben sie bereits sicher. Großaktionär Wacker Chemie hat sich verpflichtet, seine 30,8-Prozent-Beteiligung an GlobalWafers zu verkaufen.

Wacker hatte Siltronic 2015 an die Börse gebracht und seine Mehrheit wenig später abgegeben, weil dem Familienkonzern das Auf und Ab in der Wafer-Branche zu riskant war. "Für uns ist es deshalb der richtige Zeitpunkt, den nächsten Schritt zu gehen und uns bei Siltronic vollständig zurückzuziehen", sagte Wacker-Vorstandschef Rudolf Staudigl, der Siltronic selbst lange Jahre geführt hatte. Wacker winkt ein Erlös von 1,15 Milliarden Euro aus dem Verkauf.

GlobalWafers sei ein guter Partner für Siltronic, betonte der scheidende Wacker-Chef. Beide Unternehmen ergänzten sich strategisch und technologisch. Staudigl verwies auf umfassende Zusagen der Taiwaner: Die beiden deutschen Siltronic-Standorte im bayerischen Burghausen und im sächsischen Freiberg seien gesichert und betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2024 ausgeschlossen. Die Marke Siltronic bleibe bestehen, Forschung und Entwicklung blieben in Burghausen. "Siltronic kann ihre Geschäftsstrategie im Wesentlichen unverändert fortführen und bleibt damit auch in Zukunft ein verlässlicher Partner für die europäische Halbleiterindustrie", betonte Staudigl.

GRÖSSE IST ALLES


Die Wafer-Branche konsolidiert sich seit Jahren, nur Größe bietet Kostenvorteile und Marktmacht. "Gemeinsam erreichen wir eine größere Reichweite, um uns die notwendigen Investitionen leisten können", sagte GlobalWafers-Chefin Doris Hsu. Die Plattform-Strategie, mit der man bereits mehrere Unternehmen integriert habe, werde auch bei Siltronic funktionieren, "weil wir die gleiche Vision und Strategie teilen." Siltronic-Chef Christoph von Plotho soll bis Ende 2023 an Bord bleiben und wie Finanzvorstand Rainer Irle in das Management von GlobalWafers einziehen. Der Vertrag des 65-jährigen von Plotho wurde um zwei Jahre verlängert, wie der Siltronic-Aufsichtsrat mitteilte.

Die Frist für die Annahme des Übernahmeangebots soll noch im Dezember beginnen und mindestens fünf Wochen dauern. Noch vor dem Vollzug der Übernahme sollen die Siltronic-Aktie zwei Euro Dividende für das zu Ende gehende Jahr bekommen. Ein Hedgefonds, der an Siltronic beteiligt ist, hat die Offerte von GlobalWafers bereits am Dienstag als zu niedrig bezeichnet. Die im Nebenwerteindex MDax notierte Siltronic-Aktie lag am Mittwoch mit 125,50 Euro knapp über dem Übernahmeangebot. Auch die Zustimmung der Kartellbehörden muss sich GlobalWafers erst noch sichern.

rtr