Zwei Frauen kämpfen im Macho-Land Brasilien um die Macht: Marina Silva, Kandidatin der sozialistischen Partei PSB, fordert Präsidentin Dilma Rousseff heraus. Die beiden Frauen werden wohl beim ersten Wahlgang am 5. Oktober die meisten Stimmen erhalten und sich bei der Stichwahl am 26. Oktober gegenüberstehen. Derzeit liegen Silva und Rousseff mit je 34 Prozent Kopf an Kopf, der drittplatzierte Aecio Neves ist abgeschlagen. Laut Umfragen läge Silva in einer zweiten Runde leicht vorn.

Der Erfolg der Senkrechtstarterin hat zwei Gründe: ihr ungewöhnlicher Lebenslauf und Rousseffs Unbeliebtheit. Silva war nur für den Vizepräsidentenposten ihrer Partei vorgesehen. Doch als der Spitzenkandidat Eduardo Campos im August bei einem Flugzeugabsturz starb, rückte Silva nach. Sie ist keine Unbekannte in der Politik des größten südamerikanischen Landes. Unter der Ägide des Expräsidenten Lula da Silva war sie Umweltministerin. Sie gilt als skandalfrei und unbestechlich. Eigenschaften, die der korrupten Elite am Zuckerhut sonst abgehen.

Auch ihre Konkurrentin Rousseff ist eine schillernde Persönlichkeit. Sie attackierte in den 70er-Jahren als Guerillera das Militärregime und wurde in der Haft gefoltert. Das brachte ihr lange Zeit Sympathien ein, doch der Bonus ist aufgebraucht. Sie steht nun für die seit 2003 regierende Arbeiterpartei, die in Korruptionsaffären verstrickt ist.

Offenbar haben sich Lula und sein Familienclan, wie mehr und mehr durchsickert, in seiner Regierungszeit schamlos bereichert. Riesige Beträge sollen in die Taschen des Lula-Clans geflossen sein. Rousseff war damals Lulas rechte Hand und Aufsichtsratschefin von Petrobras. Vor allem aber wird Rouseff die miese Konjunktur angelastet. Während es 2013 wenigstens noch zu einem BIP-Plus von 2,5 Prozent reichte, wird für 2014 wohl nur ein Zuwachs von 0,5 Prozent stehen. Zusammen mit der Inflation von 6,6 Prozent führt das zu einer Stagflation - stagnierende Wirtschaft plus hohe Inflation.

Für die Börsianer ist Silva der Hoffnungsträger. Seitdem ihre Kandidatur öffentlich ist, steigt der Leitindex Bovespa. Hellen sich die Wahlprognosen für Silva auf, legt er zu - und vice versa. Silva liegt bei den Buchmachern vorn, denn sie hat zumindest eine Vision für das Land. Siegt dagegen Rousseff, könnte sich die Stagnation fortsetzen. Die Börse sieht das ebenso. Der Bovespa stieg trotz mieser Wirtschaftsdaten seit März von 45 000 auf 56 600 Punkte - genährt nur von der Aussicht auf Rousseffs Abwahl. Entschieden werden dürfte das Schicksal von Brasiliens Ökonomie und Börse letztlich in China. Dessen Rohstoffhunger war Haupttreiber von Wirtschaftsboom und Bovespa. Bleiben die Rohstoffpreise im Keller, kann auch Silva keine Wunder bewirken.

Wie in Indien gesehen, kann eine neue Regierung den Kursen Flügel verleihen. Mutige setzen auf Silvas Sieg mit dem Lyxor Brazil ETF.

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