Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Unternehmen hat sich im August trotz der Sorgen um China überraschend aufgehellt. Das Barometer für das Geschäftsklima stieg auf 108,3 Punkte von 108,0 Zählern im Vormonat, wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag zu seiner Umfrage unter 7000 Managern mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Rückgang auf 107,7 Zählern gerechnet. "Die deutsche Wirtschaft bleibt ein Fels in der weltwirtschaftlichen Brandung", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn zur Entwicklung des wichtigsten deutschen Konjunkturbarometers.

Volkswirte sagten zu den Daten in ersten Reaktionen:

JÖRG ZEUNER, KFW:



"Die deutschen Unternehmen lassen sich von der chinesischen Wirtschaftspolitik zumindest derzeit noch nicht verunsichern. Das freut mich, denn die Finanzmärkte übertreiben. Kaum ein Schwellenland in Asien ist heute ähnlich abhängig von kurzfristigen Kapitalzuflüssen wie in den 1990er Jahren. Investoren und Händlern stünde daher ein wenig mehr Gelassenheit besser.

Deutschlands Wirtschaft profitiert eindeutig vom Euro, vom Ölpreis und vom Wachstum in Europa. Deshalb erhöhen wir heute unsere Wachstumsprognose für Deutschland für das laufende Jahr auf 1,8 Prozent. Europa wird für uns besonders wichtig, wenn die Finanzmärkte die Schwellenländer eben doch nachhaltig ausbremsen. Wir brauchen in Europa mehr Investitionen und mehr Arbeitsplätze, denn in Deutschland wächst der Konsum nicht mehr in den Himmel."



ALEXANDER KRÜGER, BANKHAUS LAMPE:



"Der Anstieg des Geschäftsklimaindexes überrascht. Offenbar hat der nochmals deutlich gesunkene Rohölpreis zu der erneut besseren Einschätzung der aktuellen Geschäftslage geführt. Die Geschäftserwartungen haben sich trotz der Negativmeldungen aus China gut gehalten. Alles in allem geht vom Geschäftsklima weiter ein Wachstumssignal aus. Bei allerdings verhalten wachsender Weltwirtschaft wird die Wachstumsdynamik im zweiten Halbjahr jedoch nicht höher sein als im ersten."

HOLGER SANDTE, NORDEA:



"Das war eine positive Überraschung, denn ich hatte eine Dämpfung der Erwartungen aus Richtung China erwartet. Vielleicht sehen wir das im September. Der Ausblick ist gemischt: Die Aussichten für den privaten Verbrauch sind weiterhin sehr gut. Die Exportaussichten werden aber von Wolken überschattet. Es braucht keine harte Landung in China, um die Investitionslust der deutschen Unternehmen zu bremsen. Es reicht der begründete Verdacht, dass China und andere Emerging Markets weniger wachsen als in den vergangenen Jahren."



THOMAS GITZEL, VP BANK:



"Die deutschen Unternehmen sind mit ihrer gegenwärtigen Situation zufriedener als es noch im Juli der Fall war. Die Kapitalmarktturbulenzen der laufenden Wochen reflektiert das wichtigste Konjunkturbarometer aber noch nicht. Es ist davon auszugehen, dass der Ifo-Index unter Berücksichtigung der jüngsten Börsenturbulenzen ansonsten deutlicher gefallen wäre. Der Index für den wirtschaftlichen Ausblick wäre wohl stärker gefallen. Nichtsdestotrotz gilt: Die deutsche Wirtschaft kann sich im international schwierigen Umfeld bislang ordentlich schlagen. Dies wird auch beim Blick auf die ebenfalls heute veröffentlichten Details zum deutschen BIP bestätigt.

Die Exporte waren das Wachstumszugpferd. Die Wachstumsabkühlung in China wird zwar bei den deutschen Exporten zukünftig Spuren hinterlassen, aber die wirtschaftliche Erholung in der Euro-Zone und die solide US-Wirtschaft können die Verluste zumindest teilweise kompensieren."

Reuters