Normalerweise kommen die schlechten Nachrichten aus Indien oder den Ländern am Horn von Afrika: Dürre, Wasserknappheit, Not. Die aktuelle Katastrophe passiert jedoch vor der Haustür: Italien hat wegen extremer Trockenheit in fünf Regionen den Notstand ausgerufen.

Seit Monaten hat es am Alpenrand und entlang des Flusses Po nicht mehr geregnet. Und während Urlauber sich über den mehr als 50 Zentimeter niedrigeren Wasserstand im Gardasee wundern, bedroht die Lage viele Bauern in ihrer Existenz. In der fruchtbaren Ebene zwischen Mailand und Turin liegen die Reisfelder für den berühmten Risotto-Reis trocken. Mit viel Glück werden die Landwirte auf 50 Prozent der üblichen Ernte kommen. Einmal können sie den Ausfall kompensieren - aber wenn sich die Situation in den kommenden Jahren wiederholt, so wie Klimamodelle es prognostizieren, werden die Menschen sich ein anderes Auskommen suchen müssen.

Wertvolle Mangelware

In Spanien und Portugal war es bereits im Frühsommer so trocken wie seit 1.200 Jahren nicht, Frachtschiffe auf dem Rhein mussten in den vergangenen Tagen drastisch ihre Ladung reduzieren, weil der Pegel so niedrig ist. Die Situation erinnert an 2018, als Industriebetriebe unter Druck gerieten, weil sie nicht mehr über Deutschlands längsten Fluss beliefert werden konnten.

Wasser wird zur Mangelware, obwohl mehr als 72 Prozent unserer Erde damit bedeckt sind. Es findet sich in den großen Ozeanen, Flüssen, Seen und an den Polen sowie auf den Bergen in gefrorenem Zustand. Das Problem: Nur drei Prozent der Gesamtwassermenge ist Süßwasser, wovon wiederum nur circa 0,6 Prozent nutzbar sind. Allein diese Relation zwischen vorhandenem Wasser, Süßwasser und nutzbarem Süßwasser zeigt, wie wertvoll Trinkwasser auf unserer Erde ist.

Klimawandel nur ein Faktor

Weltweit haben laut UNICEF rund 2,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Das ist mehr als ein Viertel der gesamten Weltbevölkerung. Prognosen zufolge kann sich diese Zahl bis zum Jahr 2050 sogar verdoppeln. Schon heute verfügen vor allem in Dritte-Welt-Ländern oder ländlichen Regionen von Entwicklungsländern circa 800 Millionen Menschen nicht einmal über eine Grundversorgung mit Wasser. Das ist auch deshalb dramatisch, weil sich Krankheiten ohne Wasser und Hygiene besonders schnell verbreiten. Laut einer Prognose der Umweltorganisation WWF droht bis zum Jahr 2030 "eine gefährliche Verschärfung der globalen Wasserkrise". Die Versorgung der wachsenden Menschheit mit Trinkwasser gilt als eine der Schlüsselaufgaben des 21. Jahrhunderts.

Der Klimawandel ist schuld, denken sich jetzt sicherlich viele. Die Antwort ist allerdings nicht ganz so einfach. Es gibt viele Faktoren, die die Wasserversorgung beeinflussen. Neben der globalen Erwärmung und der damit einhergehenden Trockenheit spielt vor allem die Zunahme der Weltbevölkerung eine entscheidende Rolle. Die Anzahl der Einwohner auf unserem Planeten wächst jährlich um etwa 80 Millionen Menschen. Allein das führt zu einem erhöhten Süßwasserbedarf von rund 64 Milliarden Kubikmeter pro Jahr. Experten der UN haben errechnet, dass die Weltbevölkerung im Jahr 2025 bis zu 40 Prozent mehr Wasser verbrauchen wird als noch im Jahr 2015. Nicht zuletzt die veränderten Ernährungs- und Lebensgewohnheiten tragen dazu bei. Die in vielen Ländern stetig wachsende Mittelschicht übernimmt den extrem wasserintensiven westlichen Lebensstil. Bewohner von Industrienationen verbrauchen rund zehnmal so viel Wasser wie die Bewohner von Schwellen- und Entwicklungsländern.

Um dem Trend effektiv entgegenzuwirken, müssten laut einer Studie der Vereinten Nationen bis zum Jahr 2030 jährlich etwa 114 Milliarden Dollar in die Wasserinfrastruktur investiert werden. Mangels Geld in den Kassen der Entwicklungsländer beziehungsweise aufgrund des fehlenden politischen Willens in den Industrieländern wird jedoch nur ein kleiner Bruchteil der notwendigen Summe tatsächlich bereitgestellt.

Investitionen in die Versorgung mit sauberem Trinkwasser sowie in die Abwasserentsorgung tragen nicht nur zur Gesundheit und Lebensqualität bei. Sie fördern auch das Wirtschaftswachstum. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO erwirtschaftet jeder investierte Dollar eine Rendite von drei bis 34 Dollar, abhängig von der jeweiligen Region und der verwendeten Technik. Es geht bei der Investition in Wasseraktien nicht darum, in Unternehmen zu investieren, welche die lebensnotwendige Ressource zu überhöhten Preisen anbieten oder diese gar verschwenden und keine Investitionen in die Erhaltung der Infrastruktur tätigen. Vielmehr geht es darum, innovative Unternehmen finanziell zu unterstützen, die sich dem Nachhaltigkeitsgedanken verschrieben haben und Wasser verantwortungsvoll einsetzen, effizienter nutzen oder neue Technologien zur effizienteren Verwendung, Aufbereitung oder Reinigung von Wasser vorantreiben.

Wasseraktien sind dabei in mehrfacher Hinsicht nachhaltig: in Bezug auf die Umwelt, das Geschäftsmodell und die Kurs- und Dividendenentwicklung.

Mehr als 50 Prozent legte der Global-Water-Index, der die weltweit 50 größten Wasseraktien umfasst, allein in den vergangenen drei Jahren zu. Unternehmen wie American States Water oder California Water Service (s. Investor-Info) zählen zudem zu den dividendenstärksten Titeln der ganzen Welt.

Nachhaltiges Portfolio

Nicht nur solide Einzelaktien sondern auch Top-Fonds bieten sich für eine Anlage in Wasseraufbereitung an. Der Swisscanto Sustainable Global Water ist einer der Veteranen unter den Wasserfonds. Das Management-Team investiert schwerpunktmäßig in Wasserversorgung, Wassertechnologie und Umweltdienste. Wichtigstes Anlagekriterium: Nachhaltigkeit. Das Portfolio ist als "dunkelgrüner" Artikel-9-Impact-Fonds klassifiziert und trägt das €uro-Eco-Rating "A". In den vergangenen Jahren schlug sich der Fonds besser als seine Konkurrenten und legte in zehn Jahren um 162 Prozent zu.

INVESTOR-INFO

American States Water

Verlässliche Dividende

Der 1929 gegründete amerikanische Konzern ist in drei Bereichen tätig, hauptsächlich in Kalifornien: Wasser, Strom sowie Wasser- und/oder Abwasserdienstleistungen. Auch der Betrieb, die Wartung und der Bau von Einrichtungen an Wasser- und Abwassersystemen gehören zu den Leistungen. American States Water gilt als zuverlässiger Dividendenzahler. Seit 1931 wurde jährlich eine Dividende gezahlt und seit 1954 die Dividende sogar in jedem Jahr erhöht. Die Aktie ist ein solides Wasserinvestment.

California Water Service

Steigende Einnahmen

Das Unternehmen ist der drittgrößte börsennotierte Wasserversorger in den USA. Der größere Teil des Geschäfts besteht aus der Lagerung, Aufbereitung, Verteilerprüfung und dem Verkauf von Wasser - nicht nur für Privathaushalte, sondern auch im industriellen und öffentlichen Sektor sowie für den Brandschutz. Der Umsatz 2021 lag mit 790,9 Millionen Dollar zwar leicht unter Vorjahr, aber im laufenden Jahr dürfte er bereits wieder auf rund 837 Millionen Dollar ansteigen.

Wasser-Aktienfonds

Überzeugendes Portfolio

Der Swisscanto Sustainable Global Water setzt auf Wasserthemen wie Versorgung, Technologie und Reinigung. In den vergangenen zehn Jahren erzielte das Portfolio im Durchschnitt über zehn Prozent pro Jahr, eine sehr ansehnliche Performance. Investiert wird hauptsächlich in den USA. Zu den am höchsten gewichteten Positionen zählen aktuell der Abwasserspezialist Waste Management, der Life-Science-Konzern Thermofisher und der Versorger Essential Utilities. Empfehlenswert.