Nach der Finanzkrise hatte man sich in Europa eigentlich darauf geeinigt, dass Eigentümer und Gläubiger für Verluste von Banken haften sollten, aber nicht mehr die Allgemeinheit.

Weidmann begründete seine Option für eine Staatsrettung damit, dass "besonders schutzwürdige Anleger aus politischen Gründen" geschont werden müssten. Der Bundesbankpräsident sagte, er könne sich gezielte staatliche Transfers an Anleger vorstellen, die ursprünglich eher konservative Anlageprodukte kaufen wollten. "Die Bail-in-Vorschriften sollte man dazu aber nicht aufweichen."

In Italien benötigt die Krisenbank Monte dei Paschi dringend frisches Kapital. Die Europäische Zentralbank (EZB) lehnt es Insidern zufolge ab, dem Institut mehr Zeit für die Suche nach frischem Geld zu geben. Darauf aber dringen potenzielle Investoren. Damit wächst der Druck auf die Regierung, in die Bresche zu springen und das drittgrößte Kreditinstitut des Landes selbst zu retten.

Nach dem gescheiterten Verfassungsreferendum und dem Rücktritt des italienischen Regierungschefs Matteo Renzi befürchten Experten, dass die Eurokrise erneut hochkochen könnte. "Deshalb ist es so wichtig, die Währungsunion krisenfester zu machen", sagte Weidmann. Dazu müssten vor allem das Finanzsystem widerstandsfähiger gemacht und die Staatsfinanzen saniert werden. Die aktuellen Herausforderungen Italiens blieben im Übrigen aber bestehen - egal wer die Regierung führe.

Weidmann bekräftigte zudem, dass er die Fortsetzung der ultra-lockeren Geldpolitik der EZB nicht billigt: "Das darf kein Dauerzustand sein." Jüngst hatte EZB-Präsident Mario Draghi eine Verlängerung des milliardenschweren Anleihekaufprogramms bis mindestens Ende 2017 angekündigt. Weidmann befürchtet den Angaben zufolge "Nebenwirkungen", die "mit der Dauer der ultra-lockeren Geldpolitik zunehmen".

rtr