Nachdem nun auch die US-Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) ihre Einstufung für Russland herabgestuft hat, haben damit alle drei großen Ratingagenturen den Daumen gesenkt. Die beiden anderen großen Ratingagenturen Fitch und Moody’s hatten Russlands Bonität diese Woche auf Ramschniveau abgestuft. Weitere Abstufungen seien möglich. Ein Zahlungsausfall könnte drohen.
S&P senkte die Bonitätsnote für Russland von "BB+" auf "CCC-". Erst am vergangenen Freitag hatten die Kreditwächter die Bewertung in den sogenannten Ramschbereich für spekulative Anlagen abgestuft. Nun ging es weitere acht Stufen nach unten. Damit liegt das Rating nur noch knapp über der Kategorie für Zahlungsunfähigkeit. "Die Abstufung folgt auf Maßnahmen, von denen wir glauben, dass sie das Risiko eines Zahlungsausfalls wahrscheinlich wesentlich erhöhen werden", begründete die Ratingagentur ihre Entscheidung mit Blick auf die jüngsten Sanktionen. Die internationalen Sanktionen hätten die verfügbaren Fremdwährungsreserven um bis zur Hälfte verringert. S&P geht davon aus, dass Russlands Kreditwürdigkeit stark unter Druck bleibt und in den kommenden Wochen weiter gesenkt werden könnte.
Die US-Ratingagentur Moody's hat Mitte der Woche die Kreditwürdigkeit Russlands ebenfalls deutlich reduziert. Moody's bewerte das Land mit der Note "B3", zuvor lag diese bei "Baa3" um sechs Stufen höher. Begründet wurden die Schritte damit, dass die westlichen Sanktionen die Fähigkeit des Landes zur Bedienung der Schulden in Frage stellten und die Wirtschaft schwächen erheblich würden. Zudem gehe die Schwere der Sanktionen "über die ursprünglichen Erwartungen von Moody's hinaus und wird erhebliche Auswirkungen auf die Kreditwürdigkeit haben." Auch Fitch hat sich kurz zuvor entsprechend geäußert. Die Note ging hier auf "B" von "BBB" nach unten. Das ist ein Rückgang um sechs Stufen. Eine so starke Abwertung eines einzelnen Staates habe es zuletzt 1997 bei Südkorea gegeben. Gleichzeitig werden die Aussichten "negativ" bewertet, was die Tür zu weiteren Herabstufungen öffnet.
Die internationalen Sanktionen stellten "einen großen Schock für Russlands Kreditgrundlagen dar und könnte seine Bereitschaft zur Bedienung der Staatsschulden untergraben", begründete Fitch das Vorgehen. Besonders die Sanktionen der USA und der EU, die jegliche Transaktionen mit der russischen Zentralbank verbieten, hätten "eine viel größere Auswirkung" als alle früheren Strafmaßnahmen. Ein Großteil der internationalen Währungsreserven für Eingriffe am Devisenmarkt seien dadurch unbrauchbar gemacht worden. "Die Sanktionen könnten auch Russlands Bereitschaft zur Rückzahlung von Schulden beeinträchtigen", warnte Fitch.
"Junk-Status" von allen großen Ratinghäusern
Russische Staatsanleihen haben nun bei allen Ratinghäusern "Junk-Status". Junk Bonds oder Ramschanleihen haben ein sehr hohes Ausfallrisiko. Die Analysten halten die Folgen der westlichen Sanktionen für sehr schwerwiegend für die russische Wirtschaft. Diese Maßnahmen werden zu anhaltenden Verwerfungen im Wirtschaftsleben und der Finanzindustrie sorgen.
Grund für die drastischen Abstufungen sind die jüngsten Sanktionen der EU, der Vereinigten Staaten und anderer Länder aus der G7-Gruppe gegen Russland. Darin enthalten sind etwa der Ausschluss von sieben russischen Finanzinstituten aus dem Banken-Kommunikationsnetzwerk Swift sowie Strafmaßnahmen gegen die russische Zentralbank. Seit der Nacht zum Montag sind Transaktionen mit der Zentralbank verboten und alle Vermögenswerte der Notenbank in der EU eingefroren. Als kritisch gilt besonders der durch die Sanktionen beschränkte Zugriff auf Währungsreserven. Die russische Regierung hat mit einer Reihe von Maßnahmen auf das westliche Vorgehen geantwortet. So hat die Zentralbank ihren Leitzins auf 20 Prozent mehr als verdoppelt, um dem Kursverfall der Landeswährung Rubel zu begrenzen. Geplant ist zudem, den Nationalen Wohlstandsfonds anzuzapfen.
iw/fh/rtr/dpa-AFX