Mehrere Faktoren lassen den Preis für das Getreide überraschend sinken. Mit einem Short-Zertifikat können Anleger partizipieren. Von Emmeran Eder, Euro am Sonntag.
Es ist noch nicht lange her, da wurden wegen hoher Weizenpreise Hungersnöte weltweit befürchtet. Ende Februar, nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine, kletterte der Preis für einen Scheffel Weizen um rund 70 Prozent, da die Ukraine als einer der größten Produzenten des Getreides global weitgehend auszufallen drohte.
Überraschend haben sich Russland und die Ukraine unter Vermittlung des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan und der UN auf ein Exportabkommen über Getreide geeinigt. Seit der Wiederaufnahme der Getreideausfuhren sind 27 Frachter aus den ukrainischen Häfen am Schwarzen Meer ausgelaufen. Das hat die anfängliche Skepsis, dass das Abkommen nur eine Finte von Wladimir Putin sein könnte, an den Rohstoffmärkten zerstreut. Die Folge ist, dass der Weizenpreis seither kräftig nachgegeben hat. Der Preis fiel in Europa von 440 Euro je Tonne im Frühsommer auf aktuell rund 337 Euro.
Gute Ernte in Frankreich
Das Exportabkommen war aber nicht der einzige Grund für den Preissturz. Die Weizenproduktion in den USA und Europa hat wegen der günstigen Witterung dieses Jahr früher begonnen als üblich. Das gilt in Europa vor allem für Frankreich, dem größten Anbieter auf dem Kontinent. Die extreme Hitzewelle dort kam zu einem Zeitpunkt, als der Weizen bereits weit gediehen war, und beeinträchtigte die Ernte kaum noch. Es wird nun sogar die zweitbeste Ernte der vergangenen 15 Jahre prognostiziert.
Hinzu kommt, dass die Weizenernte weltweit - anders als ursprünglich angenommen - nur wenig schwächer ausfallen dürfte als in der Vorsaison. Jason Roose, Analyst bei dem auf Rohstoffe spezialisierten Broker US-Commodities, ist optimistisch: "Mit den USA und Südamerika sowie dem weltweiten Angebot könnten, so wie es sich derzeit darstellt, die globalen Lagerbestände zu den höchsten in der Geschichte zählen", schätzt der Experte.
Nicht zuletzt hat auch Russland seine Produktion erhöht. In der Ukraine konnte zudem ein höherer Ernteanteil als erwartet wieder ausgesät werden. Das lässt hoffen, dass die letzten Lagerbestände exportiert wurden und es nun Platz für die neue Ernte gibt. Der Münchner Agrarhändler Baywa bleibt aber vorsichtig und rechnet dennoch weiterhin mit einer unterdurchschnittlichen Ernte in der Ukraine.
Trotzdem spricht derzeit vieles dafür, dass der Weizenpreis in Europa wieder auf ein Niveau von 275 Euro je Tonne fällt, das vor Kriegsbeginn vorherrschte. Am Rohstoffmarkt in Chicago ist das Vorkriegs-Preislevel schon nicht mehr weit entfernt. Doch auch dort sind noch niedrigere Niveaus wahrscheinlich. Mit einem Turbo-Put-Optionsschein (WKN: VV3 Z9Y) von Vontobel können Anleger mit Hebel 2,9 auf einen weiter fallenden Preis des Getreides setzen. Die K.-o.-Schwelle liegt 33 Prozent entfernt bei 10,46 US-Dollar.