Die russische Führung erklärte sich einem Agenturbericht zufolge zu einer Vermittlerrolle bereit. Vor Ort verschärften sich die Spannungen weiter. Im Irak wurden zwei sunnitische Moscheen verwüstet, mit Bahrain und dem Sudan brachen weitere Staaten die diplomatischen Beziehungen zum Iran ab. Die Aktienmärkte in der Golf-Region verloren durchgängig kräftig um bis zu 2,5 Prozent. Der Ölpreis stiegt wegen der Spannungen zwischen den beiden Großproduzenten um fast zwei Prozent.

Die seit langem schwelenden Spannungen zwischen dem sunnitischen saudischen Königshaus und der revolutionär-klerikal ausgerichteten schiitischen Führung im Iran haben sich durch die Hinrichtung des prominenten schiitischen Geistlichen und Regimekritikers Nimr al-Nimr in Saudi-Arabien verschärft. Der oberste geistliche und politische Führer Irans, Ajatollah Ali Chamenei, drohte dem saudischen Königshaus mit der "Rache Gottes". Auch die Revolutionsgarden kündigten "scharfe Vergeltung" an.

Proteste gegen die Hinrichtung waren daraufhin am Wochenende in Teheran außer Kontrolle geraten. Demonstranten stürmten und verwüsteten die saudische Botschaft in der iranischen Hauptstadt. Das saudische Königshaus reagierte mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen und der Ausweisung iranischer Diplomaten. Dem schlossen sich am Montag die ebenfalls sunnitische Golfmonarchie Bahrain und der Sudan an. Die Vereinigten Arabischen Emirate stuften die diplomatischen Beziehungen zum Iran herab.

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"RUSSLAND STEHT ZU VERMITTLUNGSMISSION BEREIT"



Auch die Bundesregierung zeigte sich besorgt über die Entwicklung. "Die Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und Iran sind von grundlegender Bedeutung für die Lösung der Krisen in Syrien, im Jemen und für die Stabilität der gesamten Region", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. In Moskau erklärte ein nicht namentlich genannter Mitarbeiter des Außenministeriums der Agentur RIA, sein Land stehe als Vermittler zur Verfügung. "Als Freunde, wären wir - sollten wir gefragt werden - bereit, eine Vermittlerrolle einzunehmen, um die gegenwärtigen und mögliche künftigen Meinungsverschiedenheiten zwischen diesen beiden Ländern auszuräumen."

Moskau unterhält enge Beziehungen zum Iran und hat sowohl bei dessen Einbeziehung in die Suche nach einer Lösung des Syrien-Konflikts wie auch beim Kompromiss um das iranische Atomprogramm eine entscheidende Rolle gespielt. Auch das in der Nahost-Region gewöhnlich zurückhaltende China zeigte sich alarmiert: Man sei hochgradig besorgt, dass der Konflikt sich ausweiten könne, erklärte das Außenministerium in Peking. China zählt zu den größten Ölimporteuren. Zuvor hatten schon die USA die Regierungen in der gesamten Region aufgerufen, ihren Einfluss geltend zu machen, um die Lage zu beruhigen.

"DAS TOR ZUR HÖLLE"



Im schiitisch regierten Irak lösten die Zerstörungen zweier sunnitischer Moscheen am Sonntagabend Furcht vor einem Neuaufflammen der religiösen Gewalt aus, die das Land nach dem Sturz des früheren Machthabers Saddam Hussein viele Jahre lang geprägt hatte. Der Führer einer schiitischen Miliz drohte, das Verbrechen an Scheich Nimr habe "das Tor zur Hölle" geöffnet.

Das iranische Außenministerium warf Saudi-Arabien vor, die Gewalt gegen seine Botschaft als Vorwand zu nutzen, um die Spannungen anzuheizen. Auch aus dem Umfeld der saudiarabischen Regierung gab es Hinweise auf tiefergreifende Hintergründe für den Abbruch der Beziehungen. Man sei der Ansicht, "genug ist genug", sagte ein Insider, der mit den Überlegungen der Führung in Riad vertraut ist. Der Iran fördere nach wie vor den Terrorismus, starte ballistische Raketen, und niemand unternehme etwas dagegen. Der saudischen Regierung sei es auch gleichgültig, ob sie mit dem Abbruch der Beziehungen die US-Regierung verärgere. Durch das Atomabkommen mit dem Iran hatte sich das saudisch-amerikanische Verhältnis stark abgekühlt.

Reuters