Geschlossene Geschäfte, massive Einschränkungen der Bewegungsfreiheit, weltweite Unsicherheit: das Pandemiejahr 2020 hat tiefe Spuren hinterlassen - auch in der Wirtschaftswelt. So mussten sich viele Firmen massiv verschulden, um die harten Lockdown-Zeiten zu überleben, Familien nahmen Kredite auf, um trotz geringerer Einnahmen über die Runden zu kommen und Staaten schnürten Rettungspakete, um die finanziellen Folgen der Krise abzumildern. Wie hoch das den Schuldenberg wachsen ließ, hat nun das Institute of International Finance (IIF) geschätzt, eine internationale Lobbyorganisation der Banken. In einer aktuellen Publikation hat sie errechnet, dass die Schulden von Staaten, Unternehmen und Haushalten im vergangenen Jahr weltweit um 24 Billionen Dollar auf insgesamt 281 Billionen Dollar gewachsen sind. Das ist ein Plus von fast zehn Prozent in einem Jahr. Der globale Schuldenberg überragt die Wirtschaftsleistung damit um ein Vielfaches. Er misst nun 355 Prozent des weltweiten BIP.
Mehr als die Hälfte der neuen Schulden entfällt demnach auf Staaten, die mit riesigen Hilfspaketen und Kreditgarantien der Wirtschaft und den Bürgern unter die Armen griffen. Sie nahmen 2020 über zwölf Billionen Dollar an Krediten auf, rund das Dreifache des Jahres 2019. Vor allem die Industriestaaten und hier insbesondere Europa hätten wegen einem massivem Wirtschaftseinbruch ihre Staatsschulden drastisch erhöht. Das hat laut IIF unter anderem in Spanien, Griechenland, Italien und Frankreich die Schuldenstände massiv steigen lassen. Investoren hatten vor wenigen Jahren im Zuge der sogenannten Eurokrise an der Zahlungsfähigkeit dieser Staaten gezweifelt, sie standen damals kurz vor der Pleite. Auch die Unternehmen dieser Länder haben sich 2020 demnach massiv verschuldet. Die Anfälligkeit der Bilanzen im Unternehmenssektor in vielen europäischen Ländern sei dadurch deutlich gestiegen, "vor allem in Frankreich", so das IIF.
Sorgen macht dem IIF auch eine sogenannte "Zombifizierung" der Wirtschaft. So halten sich laut Ansicht des Verbandes derzeit viele Firmen, die schon vor der Krise Probleme mit ihrem Geschäftsmodell hatten, nur noch mit staatlicher Unterstützung und staatlich garantierten Krediten über Wasser. "Eine anhaltende Periode von Kreditgarantien - verbunden mit dauerhaft niedrigen Leitzinsen - könnte die schwächsten und am höchsten verschuldeten Unternehmen dazu ermutigen, noch mehr Schulden anzuhäufen", warnt der globale Lobbyverband der Banken.