Liebe Anlegerinnen und Anleger,



trotz der überraschend positiven Reaktion der Investoren auf den Wahlsieg von Donald Trump hat sich das deutsche Börsenbarometer DAX noch immer nicht aus seiner Seitwärtsbewegung zwischen etwa 10 200 und 10.800 Punkten befreit. Ob die Stimmung der Anleger weiterhin so positiv bleibt und wir gar mit einer Jahresendrally rechnen können, wird sich erst entscheiden, wenn der DAX auf Wochenbasis oberhalb von 10.800 schließen wird.

Auch heute noch reiben sich die meisten Investoren verwundert die Augen, was den Stimmungsumschwung und die deutliche Rotation der Sektoren ausgelöst hat. Interessant ist dabei, dass das eigentliche Beben nicht bei Aktien sondern den Anleihen stattgefunden hat. Obwohl sich der Fokus der Massenmedien traditionell eher auf den Aktienmarkt richtet, haben die großmäuligen Ankündigungen des zukünftigen US-Präsidenten den Rentenmarkt stärker durcheinander gewirbelt als die jahrelangen Bemühungen der wichtigsten Notenbanken der Welt. Der Bund Future hat eine monatelange Seitwärtsbewegung nach unten hin aufgelöst und das Volumen derjenigen Anleihen, die wieder eine positive Rendite abwerfen, hat sich stark erhöht. Auch die Rendite der zehnjährigen US- Anleihe ist von 1,4 auf 2,2 % nach oben geschossen. Alleine in den vergangenen Tagen wurde nach Schätzungen von Bloomberg an den Anleihemärkten ein Vermögen von etwa 1,5 Billionen US-Dollar vernichtet.

Die Reaktion der Marktteilnehmer auf die Wahl von Trump ist eindeutig. Alleine schon die Aussicht auf ein gewaltiges Konjunkturprogramm in Verbindung mit einer immensen Neuverschuldung hat die Zinsen am langen Ende explodieren lassen und die Anleger alarmiert. Als kritische Investoren sollten wir uns allerdings fragen, welches die wirtschaftlichen und fiskalischen Risiken von Steuersenkungen und höheren Infrastrukturausgaben sind. Und vor allem, ob die Risiken eines schuldenfinanzierten Konjunkturprogrammes nicht größer als die Nutzen sind? Denn immerhin sind die USA bereits heute extrem stark verschuldet und können sich keinen höheren Schuldendienst leisten - vor allem nicht, wenn jetzt die Zinsen steigen sollten. Daher glaube ich, dass die Marktteilnehmer jüngst mit ihrer Reaktion über das Ziel hinaus geschossen sind und wir eine Gegenreaktion vor allem im Finanz-und Banksektor erleben werden.

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Die Nebenwerte deuten auf eine Konjunkturbelebung



Bekanntlich zählen die "kleinen" Aktien aus dem Russell Index zu effektivsten Frühindikatoren für die konjunkturelle Entwicklung. Diese gelten als konjunkturempfindlich, da sie häufig enge Nischen ausfüllen und auf wenige Märkte fokussiert sind, von konjunkturellen Einbrüchen also traditionell stärker betroffen sind. Und umgekehrt dafür von zyklischen Boom-Phasen überproportional profitieren. Auf jeden Fall sind die Nebenwerte meist gefragt, wenn sich die Anleger nicht so sehr um die Risiken kümmern und ihr Risikobudget ausweiten. Grundsätzlich sind dies natürlich gute Marktphasen auch für die übrigen Sektoren. In einer solchen positiven Marktphase scheinen wir uns aktuell zu befinden - darauf deutet jedenfalls der positive Verlauf des P & F Chart des Russell Index der kleinen Aktien.



Die Nebenwerte hinterlassen nicht den Eindruck, als ob wir uns Sorgen um die Konjunktur machen müssten. Seit der Bodenbildung im Februar (Ziffer 2 in der Mitte der Grafik), notieren diese in einem Aufwärtstrend mit einer positiven Unterstützungsgeraden. Erst vor wenigen Tagen hat sich ein erneutes Kaufsignal gebildet, als die aktuelle positive X-Achse bei 1.260 über die vorhergehende stieg. Auf diesem Niveau war die Nachfrage stärker als noch einige Wochen zuvor im September (Ziffer 9). Damit ist der Weg zum Allzeithoch bei etwa 1.300 frei und die Bullen scheinen ihre Chance konsequent zu nutzen. Natürlich kann man einen falschen Ausbruch nie ausschließen. Das große Bild ist sehr positiv für die Nebenwerte und den Aktienmarkt ganz allgemein. Ein Test der neuen Unterstützung bei 1.260 wäre kein Beinbruch, da Verkaufssignale oberhalb der Unterstützungsgerade meist glimpflich verlaufen.

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DAX bleibt vorerst im Seitwärts gefangen



Einerseits hat sich der DAX ganz im Gegensatz zu den Vorhersagen der "Experten" für den Fall eines Wahlsieges von D. Trump überraschend tapfer geschlagen. Auf der anderen Seite ist es dem wichtigsten deutschen Kursbarometer aber auch nicht gelungen, die obere Begrenzung des wochenlangen Seitwärtstrends aufzulösen. Dabei gab es durchaus starken Rückenwind für deutsche Aktien durch die guten US- Vorgaben und natürlich den schwachen Euro - bisher leider vergebens. Im Zweifelsfall für die Bullen sollte sich auch die Jahreszeit auswirken. Immerhin befinden wir uns in einem saisonal sehr günstigen Zeitfenster.



Sehr gut zeigt der gelassene P&F Chart die Bedeutung des Widerstands bei 10.800 Punkten. Es hat sich zwar seit dem Juni-Tief eine mehrfache aufsteigende Unterstützungsgerade gebildet. Deren Schwung ist aber bisher nicht ausreichend, endlich das zyklische Hoch bei 10.800 zu knacken. Insofern besteht für optimistische und kaufbereite Anleger nach wie vor kein Anlass zur Eile. Umgekehrt kämen die Bullen unterhalb von 10.600 in leichte Bedrängnis, hier würde ein Verkaufssignal gebildet. Kursziel wäre dann die aufsteigende Unterstützungsgerade. Richtig brenzlig wird es erst, falls die Bären den Kurs unterhalb diese Gerade drücken könnten. Dann wäre der mittelfristige Aufwärtstrend obsolet und wir müssten sogar bei sehr ungünstigem Verlauf mit einem Test des Juli-Tiefs bei etwa 9.250 Punkten rechnen. Doch warten wir gelassen ab, für welche Seite sich die Anleger im aktuell noch gültigen Seitwärtstrend entscheiden. Falls Sie sich für die Philosophie der P&F Charts und den inneren Markt interessieren, können Sie sich hier für meinen Gratis-Börsenbrief eintragen.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und fröhlichen Tag,

Ihr Klaus Buhl

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".