"Die Idee, alles zu verbieten, ist offenbar aus der Furcht geboren, dass bei einem Platzen der Spekulationsblase die Schuld der Regierung in die Schuhe geschoben wird", sagte Yun Chang Hyun, Wirtschaftsprofessor an der Universität von Seoul.
Wegen der hohen Jugendarbeitslosigkeit in Südkorea setzen viele junge Menschen dort auf den Handel mit Kryptowährungen. "Besteuert es, so hoch Ihr wollt, aber verbietet es nicht", schrieb ein Petitionsunterzeichner auf der Internetseite des Blauen Hauses. "Mein Leben hängt davon ab." Studentin Lee Mi Kyung betonte, sie habe mit Bitcoin-Handel umgerechnet 14.000 Euro verdient - doppelt so viel, wie sie ursprünglich investiert hatte. "Der Aufstand unterstreicht die Bedeutung von Bitcoin und Co. in Südkorea", sagte Timo Emden, Deutschland-Chef des Online-Brokers DailyFX. "Die Schmerzgrenze hat Präsident Moon Jae In somit ausgetestet."
Südkorea ist eine der Hochburgen der Spekulation mit Bitcoin & Co. Der Internetseite Coinhills.com zufolge laufen 15 Prozent des weltweiten Handels über die dortigen Börsen. Einer Umfrage des südkoreanischen Job-Portals Saramin zufolge handeln mehr als 30 Prozent der befragten Büro-Angestellten mit virtuellen Währungen. Im Schnitt hätten sie umgerechnet etwa 4000 Euro in diese Anlageform gesteckt. Die meisten gaben als Motivation an, es sei aus ihrer Sicht der schnellste Weg, Geld zu machen. Wegen der großen Nachfrage kostete Bitcoin auf Bithumb, der zweitgrößten südkoreanischen Handelsplattform, am Freitag umgerechnet 18.616 Dollar. An der Luxemburger Börse Bitstamp lag der Kurs dagegen bei 14.013 Dollar.
Auch in anderen Staaten zerbrechen sich die Behörden den Kopf, wie sie den bislang unregulierten Markt für Cyber-Devisen in den Griff bekommen können. Im September 2017 verbot die chinesische Regierung den Handel mit Kryptowährungen. Daraufhin gaben mehrere Börsen auf. Allerdings wichen viele Kunden auf Handelsplattformen in anderen Staaten oder in Hongkong aus.