An den Finanzmärkten sorgte die Verunsicherung der Anleger für einen Zustrom in sichere Anlagehäfen. Gefragt waren am Mittwochvormittag vor allem Staatsanleihen von Ländern mit hoher Bonität. Kursgewinne verzeichneten in Europa etwa Staatspapiere Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens. Eine hohe Nachfrage nach Staatsanleihen war auf breiter Front zu beobachten, kaum ein Staatspapier verlor an Boden. Auch amerikanische Staatstitel legten im Kurs deutlich zu. Sie gelten schon aufgrund der gewaltigen Größe des amerikanischen Anleihemarktes als besonders beliebt unter sicherheitsorientierten Investoren.
SPEKULATIONEN UM TRUMPS ZUKUNFT
Auch am Aktienmarkt ging das Drunter und Drüber in der US-Politik nicht spurlos vorbei. "Washington, wir haben ein Problem," schrieb Analyst Mike van Dulken vom Broker Accendo Markets in Anlehnung an einen berühmten Satz der Astronauten der Apollo 13 Mondmission.
Hier und da machen sich bereits Spekulationen über die Zukunft von Trump im Weißen Haus breit. Fakt ist, dass die Aktienmärkte seit der Wahl Trumps stark auf seine Versprechen gesetzt haben, die Wirtschaft durch Steuersenkungen und Staatsausgaben anzukurbeln sowie die Finanzbranche zu deregulieren. Hier schlummert großes Enttäuschungspotenzial. Der US-Leitindex hatte zuletzt zwar an Schwung verloren, sein Plus seit der US-Präsidentschaftswahl im November summiert sich aber immer noch auf mehr als 14 Prozent. Zu Handelsbeginn am Mittwoch fiel der Dow Jones um 1,15 Prozent auf 20 738,09 Punkte und auf das Niveau von Ende April zurück. Der deutsche Leitindex Dax legte in ähnlicher Größenordnung zu. Vor diesem Hintergrund verwundert es Marktbeobachtern zufolge mit Blick auf die aktuell moderaten Kursverluste nicht, dass die Anleger zwischendurch einmal Luft holten.
ZINSERHÖHUNGSERWARTUNGEN AN FED GEHEN ZURÜCK
Die Renditen vieler Staatspapiere gaben zur Wochenmitte nach, weil Anleger beim Kauf als Folge höherer Kurse mehr bezahlen müssen. Fachleute nannten einen weiteren Grund für fallende Kapitalmarktzinsen: Weil Anleger wegen des Politchaos in den USA immer weniger davon ausgehen, dass die US-Regierung ihre Vorhaben wie Steuersenkungen umsetzen kann, gehen auch die Zinserwartungen an die US-Notenbank Fed zurück. Bisher war erwartet worden, dass die Fed auf eine wachstumsfreundliche Trump-Politik mit zusätzlichen Zinsanhebungen reagiert. Dieses Szenario, auch "Trump-Trade" genannt, wird an den Märkten als zunehmend unwahrscheinlich angesehen.
Neben Staatsanleihen fragten Anleger auch als sichere Häfen geltende Währungen wie den japanischen Yen oder den Schweizer Franken verstärkt nach. Der amerikanische Dollar geriet unter Druck. Gegenüber einem Korb wichtiger Währungen fiel der Dollar-Index auf den tiefsten Stand seit der Wahl Trumps im November. Im Gegenzug profitierte der Euro, er ließ zeitweise die Marke von 1,11 US-Dollar hinter sich. Am Nachmittag kletterte der Euro dann bis auf 1,1147 Dollar. Ein starker Euro kann aber die Exportwirtschaft der Eurozone belasten, unter anderem weil ihre Güter in anderen Regionen der Welt dadurch teurer werden können. Das könnte früher oder später zu einer Belastung für den Aktienmarkt werden.
GOLDPREIS LEGT ZU
Gold als sicherer Hafen legte ebenfalls etwas zu, nachdem der Preis in den vergangenen Wochen unter Druck gestanden hatte. Am Mittwoch kostete eine Feinunze (31 Gramm) des Edelmetalls 1243 Dollar und damit rund 6 Dollar mehr als am Vortag
dpa-AFX