Einige Zentralbanken, darunter die Europäische Zentralbank (EZB), die Bank von Japan, die Zentralbank der Schweiz und die Notenbanken Dänemarks und Schwedens setzten Schlüsselsätze sogar auf unter null Prozent herab. Im Folgenden werden zentrale Argumente vorgestellt, warum Währungshüter mit ihren Zinsen in den negativen Bereich gehen, und die Gefahren einer solchen Geldpolitik beleuchtet.

Warum haben einige Notenbanken negative Schlüsselzinsen?


Negative Sätze bedeuten, dass Banken Zinsen zahlen müssen, wenn sie bei ihrer Notenbank überschüssige Liquidität parken. Daher wird oft auch von "Strafzinsen" gesprochen. Denn Notenbanken bestrafen damit gleichsam die Finanzinstitute, wenn sie Gelder horten. Sie sollen diese stattdessen in Form von Krediten an die Wirtschaft weiterreichen. Denn das schiebt die Konjunktur an.

Die EZB hat ihren sogenannten Einlagensatz erstmals im Juni 2014 auf unter Null gesetzt - damals auf minus 0,1 Prozent. Seitdem wurde er in mehreren Schritten immer tiefer gesenkt, zuletzt am Donnerstag auf minus 0,5 Prozent. Die Bank von Japan führte negative Zinsen im Januar 2016 ein, um einen unerwünschten Kursanstieg der Landeswährung Yen einzudämmen, der die exportabhängige Wirtschaft belastete. Sie verlangt seitdem 0,1 Prozent Zinsen für einen Teil der Überschussreserven, die bei ihr geparkt werden.

Was spricht dafür, was dagegen?


Volkswirte argumentieren, Negativzinsen sorgen mit dafür, dass die Finanzierungskosten in der Wirtschaft niedrig bleiben. Zudem sollen Minuszinsen dazu beitragen, die jeweilige Währung zu schwächen, indem sie Investments in sie im Vergleich zu anderen Devisen weniger attraktiv machen. Eine schwächere Währung wiederum verschafft den Exporten auf dem Weltmarkt Wettbewerbsvorteile. Zudem schiebt dies die Inflation an, weil die Importkosten steigen.

Indem negative Sätze dazu beitragen, dass die Zinsen am Markt niedrig bleiben, sorgen sie allerdings auch dafür, dass Finanzinstitute im Kreditgeschäft tendenziell weniger Erträge erwirtschaften. Falls die Gewinne der Geldhäuser zu stark leiden, könnte dies ihre Bereitschaft zur Kreditvergabe bremsen. In Deutschland klagen die Banken schon seit längerem, dass die Ultratiefzinsen an ihren Erträgen nagen. Versicherer wiederum haben durch die lange Tiefzinsphase zunehmend Probleme, die Garantiezusagen für ihre Kunden zu erfüllen. Verbraucherverbände befürchten zudem, dass die Institute die Kosten verstärkt auf ihre Kunden abwälzen.

Es gibt darüber hinaus eine Untergrenze, ab der eine weitere Zinssenkung ökonomisch keinen Sinn mehr macht. Denn ab einem bestimmten Punkt könnten Banken mit Blick auf die Kosten dazu übergehen, überschüssige Gelder in eigenen Tresoren zu halten. Damit würden sie die Geldpolitik unterlaufen.

Was machen Zentralbanken, um Nebenwirkungen abzufedern?


Die Bank von Japan hat ein Staffelsystem eingeführt, um die Belastungen für die Institute abzufedern. So wird nur auf einen Teil der Überschussreserven ein Negativzins von minus 0,1 Prozent erhoben. Für den verbleibenden Rest gelten Zinssätze von Null Prozent und sogar 0,1 Prozent. Auch in der Schweiz werden nicht auf alle überschüssigen Gelder, die bei der Notenbank geparkt werden, Strafzinsen erhoben. Hier orientiert sich der Freibetrag am jeweiligen Mindestreservesoll einer Bank. Das ist die Summe an Geld, die eine Bank auf jeden Fall als Einlage bei der Notenbank hinterlegen muss. Der Freibetrag in der Schweiz entspricht dem 20-fachen des jeweiligen Mindestreservesolls. In der Euro-Zone soll es nun ein zweistufiges System geben, das sich in der Ausgestaltung am Schweizer Modell orientiert. Das Sechsfache des jeweiligen Mindestreservesolls soll dabei von den Strafzinsen ausgenommen werden. Dies kann aber künftig noch geändert werden.

rtr