Wir haben vor sieben Jahren ein Haus auf Kredit gekauft. Die Zinsbindung endet in drei Jahren, wir brauchen dann einen Anschlusskredit. Können wir uns die aktuell extrem niedrigen Zinsen schon für 2023 sichern? Man hört immer wieder, dass die Corona-Krise für steigende Zinsen sorgt, sodass Handlungsbedarf bestehen könnte.

€uro am Sonntag:

Es ist in der Tat ratsam, sich schon jetzt darüber Gedanken zu machen, selbst wenn die Zinsbindung erst in zwei oder drei Jahren ausläuft. Mitte März erreichten die Bauzinsen ein Allzeittief. Es scheint möglich, dass es auf längere Sicht allmählich nach oben geht. "Der Anleihemarkt beeinflusst die Zinsen erheblich", erklärt Max Herbst, Gründer der FMH-Finanzberatung. Banken, die Baugeld verleihen, finanzieren sich nämlich in der Regel über Pfandbriefe. Deren Verzinsung orientiert sich unter anderem an den Renditen der Bundesanleihen. Steigen die, verteuert sich also auch das Baugeld. Hintergrund solcher Gedankenspiele: Anleger könnten bei Bundesanleihen etwas zurückhaltender werden, wenn die Staatsverschuldung im Zuge der Corona-Krise steigt und die Bonität Deutschlands möglicherweise sinkt. Damit würden die Kurse der Anleihen unter Druck geraten und im Gegenzug die Renditen anziehen, was am Ende zu höheren Bauzinsen führen würde.

Eine Möglichkeit, sich die derzeit billigen Zinsen zu sichern, ist ein sogenanntes Forward-Darlehen. Dabei handelt es sich um ein Annuitätendarlehen, das nach einer bestimmten Vorlaufzeit ausgezahlt wird. Das Prinzip: Der Kunde unterschreibt den Darlehensvertrag sofort, ruft das Geld aber erst in einigen Jahren ab. So kann er sich niedrige Zinsen bis zu fünf Jahre im Voraus sichern, allerdings gegen eine Gebühr. Die Zinsaufschläge sind derzeit aber überschaubar. Das zeigen die Forward-Angebote für Hypothekendarlehen mit einer Laufzeit von zehn Jahren. "Bei einer Vorlaufzeit von 24 Monaten liegen die Aufschläge im Schnitt bei 0,27 Prozent", sagt Herbst. Möchte sich jemand den Immobilienkredit drei Jahre im Voraus sichern, zahle er durchschnittlich 0,45 Prozent extra.

Verbraucher sollten die Konditionen der Hausbank (also des Geldhauses, das den ersten Kredit ausreichte) mit den Offerten anderer Anbieter vergleichen und dann entscheiden. "Das Ganze lohnt sich nur, wenn die Zinsen in Zukunft höher liegen als der vereinbarte Zins plus Absicherungsprämie", sagt Anke Behn, Finanzexpertin bei der Verbraucherzentrale Bremen. In den vergangenen Jahren sei die Wette nicht aufgegangen. Die immer wieder erwartete Zinswende trat nicht ein.

Einen grundsätzlichen Vorteil bringt die Absicherung allerdings schon. "Wer seine Anschlussfinanzierung unter Dach und Fach hat, kann vielleicht ruhiger schlafen, weil er sich darüber keine Gedanken mehr machen muss", sagt Behn. Ob sich das Ganze finanziell gelohnt hat, weiß man leider erst hinterher.