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Vor dem Hintergrund rekordhoher Inflationsraten in den USA und in Europa starten die Konzerne diesseits und jenseits des Atlantiks in die Berichtssaison zum ersten Quartal. In den USA war die Teuerungsrate im März auf 8,5 Prozent geklettert, der höchste Wert seit mehr als 40 Jahren. In Europa lag die Rate im März bei 7,5 Prozent und damit ebenfalls auf Rekordniveau.

Zwar gibt es Hoffnungen, dass der Höhepunkt der Teuerungswelle inzwischen erreicht ist. Dennoch hat sich der Druck auf die Notenbanken weiter verstärkt, die Zinswende zu beschleunigen. Der Ukraine-Krieg mit seinen kaum abschätzbaren konjunkturellen Folgen macht die Situation für die Währungshüter dabei nicht einfacher.

"Wir erwarten für die kommenden Wochen, dass die Gewinnprognosen der Unternehmen nach unten korrigiert werden, da viele Unternehmen nicht mehr in der Lage sein werden, die steigenden Kosten an die Verbraucher weiterzugeben, die zudem mit sinkenden Reallöhnen konfrontiert sind", erläuterte der Chefaktienstratege der DWS, Stefan Kreuzkamp, die Situation gegenüber €uro am Sonntag. "Die Gewinne in Europa sind am stärksten gefährdet, aber das haben die Märkte bereits erkannt, da die Aktien der EU und Deutschlands mit einem Rekordabschlag gegenüber ihren US-Pendants gehandelt werden."

US-Banken hinken hinterher

In den USA legten bereits die ersten Großbanken ihre Zahlen vor, darunter auch Branchenprimus JP Morgan. Der Ukraine-Krieg und die hochschießende Inflation hatten den Gewinn zum Jahresstart um 42 Prozent schrumpfen lassen. Mit sinkenden Gewinnerwartungen sind die Aktienkurse der US-Geldhäuser bereits im ersten Quartal hinter der Entwicklung des Gesamtmarkts zurückgeblieben. Der KBW-Bankenindex liegt seit Jahresbeginn neun Prozent im Minus. Analysten rechnen für das erste Quartal mit einem Gewinnrückgang bei den Geldhäusern um rund ein Drittel gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei Donner & Reuschel, erwartet in den USA insgesamt noch eine vergleichsweise stabile Gewinnentwicklung, vor allem da die Auswirkungen des Kriegs bei vielen Unternehmen dort im Wesentlichen auf Preissteigerungen beschränkt blieben.

Insgesamt sei das Umfeld aber komplex. "Vor allem für europäische Unternehmen häuften sich zuletzt die Belastungsfaktoren", erläutert Mumm. "Die ohnehin erheblichen Kostensteigerungen aufgrund stark anziehender Energie- und Rohstoffpreise sowie das Ausmaß feh- lender Vorprodukte aufgrund von Lieferkettenproblemen haben durch die Eskalation der Ukraine-Krise noch einmal deutlich zugenommen."

Zudem schlagen bei vielen Unternehmen Abschreibungen auf abgetrennte russische Geschäftstätigkeiten sowie eine höhere Konsum- und Investitionszurückhaltung negativ zu Buche. Positive Überraschungen werde es deshalb kaum noch geben, so Mumm.

Verhaltene Ausblicke

"Vor allem aber werden die Ausblicke bei vielen Unternehmen nur unkonkret oder immer unter dem Vorbehalt keiner weiteren massiven Verschlechterung der Beschaffungssituation aufgrund von Sanktionen oder Gegensanktionen im Zuge des Kriegs erfolgen", erklärt der Experte von Donner & Reuschel.

In Deutschland eröffnet der Softwarekonzern SAP am kommenden Freitag (22. April) die Berichtssaison im DAX. Das Unternehmen feiert im laufenden Jahr zudem sein 50-jähriges Firmenjubiläum. Die SAP-Aktie hat wie andere Technologiewerte seit Herbst kräftig Federn gelassen. Analysten wie Knut Woller von der Baader Bank rechnen dennoch mit einem soliden Jahresstart des Software-Entwicklers. Vor allem das Cloud-Geschäft verleihe dem Wachstum des Konzerns Rückenwind. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat das Kursziel von 139 auf 135 Euro gesenkt und gibt eine Kaufempfehlung. Höhere operative Kosten könnten die Ergebnisdynamik allerdings bremsen.