Das Jahr 2013 war in vielerlei Hinsicht ein typisches, positives Aktienjahr. Sie glauben das nicht und halten das Plus im DAX von rund 25 Prozent für außergewöhnlich hoch? Schauen wir in die Statistik: Der DAX steigt im Durchschnitt seit 1960 - wenn er denn steigt - um beachtliche 22,3 Prozent. Der durchschnittliche Anstieg aller Jahre beträgt seit 1960 aber "nur" 8,5 Prozent. Die Volatilität - nach oben wie auch nach unten - wird dabei von Privatanlegern und Banken in ihrer Erwartungshaltung gleichermaßen unterschätzt. Extreme Kursbewegungen sind die Regel, durchschnittliche Jahre die Ausnahme.
2013 war ein Aufschwung frei von größeren Korrekturen. Also ein Jahr mit Wohlfühlfaktor? Keinesfalls. Die Prognosen der Banken und Privatanleger lagen weit daneben. Ein Beispiel? Der Goldpreis sollte laut den durchschnittlichen Vorhersagen der Banken um 14 Prozent von 1675 auf 1904 US-Dollar steigen. In Wahrheit stürzte er auf 1205 Dollar ab. Der DAX sollte im Schnitt um lediglich sechs Prozent auf rund 8000 Punkte klettern. Er schaffte dagegen ein Plus von 25 Prozent. Anleger konnten dabei zu keinem Zeitpunkt ihre Skepsis gegenüber Aktien ablegen. Der "ungeliebte" Bullenmarkt dauert weiter an.
Wenn manche Medien in ihrem Rückblick von einem "einfachen" Aktienjahr berichten, scheinen sie die permanenten Krisenmeldungen zu vergessen, mit denen sie Anleger 2013 ständig vor kräftigen Korrekturen oder sogar einem Übergang in einen Bärenmarkt "warnen" wollten. Wer hat denn diese Kurszuwächse - vor allem in dieser Höhe - Anfang 2013 erwartet? Niemand. Tatsächlich haben deutsche Anleger ihre geringen Aktienquoten - wenn überhaupt - nur unwesentlich erhöht.
Die Sorgen der Anleger werden auch im Jahr 2014 vielfältig sein. "Höhenangst" ist weit verbreitet - ganz typisch für diese fortgeschrittene Phase eines Bullenmarkts. Aktuell sind Anleger noch immer zwischen Skepsis und Optimismus gefangen. Vorsicht ist erst dann geboten, wenn Anleger bedingungslos und losgelöst von fundamentalen Daten in die Aktienmärkte stürmen. Dies wird jedoch noch einige Zeit in Anspruch nehmen: kein realistisches Szenario für das Jahr 2014. Die Banken sehen den DAX im Durchschnitt um rund fünf Prozent steigen, die von uns befragten 550 Privatanleger um sechs Prozent. Kommt Ihnen das bekannt vor? Die Ausgangslage für 2014 ist fast identisch wie 2013.
Die Probleme werden uns nicht ausgehen: die schrittweise eingeleitete Abkehr der Zentralbanken von der expansiven Geldpolitik, Bankenprobleme in China, die ungelöste europäische Schuldenkrise, politische Pattsituationen und unfähige Regierungen rund um den Globus, die Schuldenobergrenze der USA, Terror im Nahen Osten - vielfältige Probleme und potenzielle Risiken, mit denen sich dieser Bullenmarkt weiterhin auseinandersetzen muss. Eines haben diese Probleme gemeinsam: Sie sind zum Großteil schon weitreichend ausdiskutiert und bergen für die - stets in die Zukunft blickenden - Aktienmärkte ein sehr begrenztes negatives Überraschungspotenzial. Es braucht definitiv mehr als das, um den Bullenmarkt aus der Bahn werfen zu können.
Ob das Jahr 2014 ähnlich korrekturfrei ablaufen kann wie 2013, ist ohne Zweifel fraglich. Eine erhöhte Volatilität sollte Sie nicht überraschen. Doch der übergeordnete Zusammenhang (Korrekturen ja, Bärenmarkt nein) sollte auch 2014 dafür sorgen, dass geduldige Anleger weiterhin zu den großen Profiteuren des laufenden Bullenmarktes zählen. Einfache Aktienjahre aber gibt es nur in der Rückschau. Auch 2014 wird alles andere als "kinderleicht" werden. Die bereits in den vergangenen Jahren thematisierte "Mauer der Angst" wird auch im Jahr 2014 genug Raum für positive Überraschungen schaffen. Lediglich ein Zinsanstieg, der höher ist als im Marktkonsens erwartet, oder unerwartete Aktionen der Notenbanken könnten negativ überraschen und für Turbulenzen sorgen.
Thomas Grüner
Grüner ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments mit Sitz in Rodenbach bei Kaiserslautern. Sein Partner Ken Fisher ist seit 29 Jahren "Forbes"-Kolumnist und zählt zu den 250 reichsten Amerikanern. Die detaillierte Kapitalmarktprognose des Vermögensverwalters für das Jahr 2014 kann kostenlos unter www.gruener-fisher.de angefordert werden.