Die Rekordbeschäftigung kurbelte den Konsum an und der Bauboom setzte sich wegen niedriger Zinsen fort. Die Exporteure spürten zudem die verbesserte Weltkonjunktur. Experten sagen im Bundestagswahljahr 2017 einen anhaltenden Aufschwung voraus, was vor allem Kanzlerin Angela Merkel nützen dürfte.
"Die Wirtschaft profitiert weiterhin von einem Doping durch niedrige Zinsen, günstiges Öl und einen exportfördernden Wechselkurs", sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Martin Wansleben. "Die zahlreichen globalen Unwägbarkeiten bremsen das Wachstum bisher kaum." Weder die Verunsicherung über den Kurs des neuen US-Präsidenten Donald Trump noch der näher rückende EU-Austritt Großbritanniens würgten den Aufschwung ab.
Chefvolkswirt Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe sprach sogar von einem "Aufschwung ohne Ende". "Dass er von allen Seiten positive Impulse bekommen hat, zeigt, dass er auf einem breiten Fundament steht", so der Ökonom. Für dieses Jahr rechnet die EU-Kommission mit einem Wachstum in Deutschland von 1,6 Prozent. 2016 waren es 1,9 Prozent, wobei es allerdings drei Arbeitstage mehr gab. "Es wird ein gutes Jahr für die deutsche Wirtschaft", ist sich Ökonomin Ulrike Kastens von der Privatbank Sal. Oppenheim sicher.
RÜCKENWIND FÜR MERKEL
Das nützt im Wahlkampf vor allem der Union unter Kanzlerin Merkel: Dem ARD-Deutschlandtrend zufolge glauben 72 Prozent der Befragten, dass ihre Politik dafür gesorgt hat, dass es Deutschland wirtschaftlich gutgeht. Der jüngsten Umfrage von Infratest dimap nach liegt die Union in der Wählergunst bei 37 Prozent, die SPD unter ihrem Kanzlerkandidaten Martin Schulz bei 27 Prozent. Gewählt wird im September.
Konjunkturelle Impulse kamen zu Jahresbeginn aus dem In- und Ausland. "Die Investitionen legten kräftig zu", so das Statistikamt. Sowohl in Bauten als auch in Ausrüstungen wie Maschinen sei deutlich mehr gesteckt worden. "Die Unternehmen steigern ihre Ausgaben für Maschinen und Anlagen, um die Chancen der Digitalisierung zu nutzen, international wettbewerbsfähig zu bleiben und Innovationen voranzutreiben", sagte auch DIHK-Experte Wansleben.
Verbraucher und Staat gaben etwas mehr aus - letztgenannte beispielsweise für die Unterkunft und Verpflegung von Flüchtlingen. Da die steigende Inflation aber an der Kaufkraft der Konsumenten nagt, dürfte das Geld bei ihnen nicht mehr ganz so locker gesessen haben wie zuletzt. Wegen der besseren Weltkonjunktur wuchsen die Exporte stärker als die Importe, was ebenfalls die Konjunktur anschob. Wichtige Kunden aus der Euro-Zone oder aus großen Schwellenländern befinden sich derzeit im Aufwind.
Allerdings würde die Konjunktur ohne das für Deutschland unangemessen tiefe Zinsniveau weniger brummen, sagte Ökonom Krüger: "Da sich daran vorerst jedoch nichts ändern wird, dürften die Lobeshymnen auf den deutschen Aufschwung anhalten." Deutschland wächst schneller als die beiden anderen großen Volkswirtschaften der Euro-Zone: Frankreich schaffte zum Jahresauftakt nur ein Plus von 0,3 Prozent, für Italien dürfte es nach einer Prognose der dortigen Notenbank sogar nur zu 0,2 Prozent gereicht haben. Die Euro-Zone insgesamt kam auf 0,5 Prozent, die weltgrößte Volkswirtschaft USA sogar nur auf rund 0,2 Prozent und Großbritannien auf 0,3 Prozent.