Ihre Arbeiten lieferten die intellektuelle Grundlage für viele Bereiche, "vom Konkursrecht bis zu politischen Verfassung", begründete die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Montag in Stockholm ihre Wirtschaftsnobelpreis-Entscheidung. Moderne Volkswirtschaften würden durch unzählige Verträge zusammengehalten. "Die neuen theoretischen Werkzeuge, die Hart und Holmström entwickelt haben, sind wertvoll für das Verständnis von Verträgen und Institutionen - aber ebenso für mögliche Fallstricke bei der Vertragsgestaltung." Der in London geborene Hart lehrt an der Harvard University, der aus Helsinki stammende Holmström am Massachusetts Institute of Technology (MIT).

"Meine erste Handlung war, meine Frau zu umarmen und meinen jüngeren Sohn zu wecken", sagte Hart über seine Reaktion, nachdem er per Anruf über die Preisvergabe informiert worden war. Der 68-Jährige habe mit seinen Arbeiten einen Beitrag zum Verständnis geliefert, welche Unternehmen fusionieren sollten und wie die Finanzierung gelingen könne, erklärte die Akademie. Auch habe er zum Verständnis beigetragen, wann öffentliche Einrichtungen wie etwa Schulen besser privatisiert werden sollten. Die Arbeiten des 67-jährigen Holmström wiederum hätten dazu beigetragen, Verträge für Führungskräfte zu gestalten.

Abkommen wie die zwischen Aktionären und Top-Managern, zwischen Versicherern und Autobesitzern oder einer Behörden und ihren Lieferanten würden Interessenkonflikte in sich bergen. Die beiden Preisträger hätten mit ihren Forschungen auf dem Gebiet der Vertragstheorie dabei geholfen, Probleme zu analysieren und zu Lösungen zu formulieren - etwa für eine leistungsgerechte Entlohnung von Führungskräften oder Selbstbehalte und Zuzahlungen bei Versicherungen.

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, lobte die Entscheidung des Komitees. "Die Gestaltung vieler Versicherungsverträge geht auf die Analysen der beiden Nobelpreisgewinner zurück", sagte er. "Die Politik sollte sich die Arbeit von Hart und Holmström anschauen, um Boni für Banker so zu gestalten und zu beschränken, dass diese mehr im Interesse der Gesellschaft und weniger im eigenen Interesse handeln."

Der Nobelpreis im Fach Wirtschaftswissenschaften wird erst seit Ende der 60er Jahre verliehen. Er wird von der schwedischen Notenbank gestiftet und ist mit acht Millionen schwedischen Kronen (rund 827.000 Euro). Sie trägt mit dem Preis der wachsenden Bedeutung wirtschaftlicher Fragen Rechnung. 2015 war er an den britischen Ökonomen Angus Deaton verliehen worden für seine Analysen zu den Themen Konsum, Armut und Sozialhilfe.

rtr