Das Momentum an Vietnams Börse ist ungebrochen: Seit Anfang Januar erzielte der VN-Index über neun Prozent. Damit rangiert die Ho Chi Minh Stock Exchange in der Tabelle der weltweit renditestärksten Finanzplätze aktuell auf Platz 2. Von April bis Dezember vergangenen Jahres hatte das Börsenbarometer des von der kommunistischen Partei Vietnams marktfreundlich regierten Landes um 15 Prozent zugelegt.
Die Rally hat gleich mehrere Treiber: Zum einen ziehen lokale Investoren in Reaktion auf drei Zinssenkungen der Notenbank seit März vermehrt Mittel aus Sparanlagen ab und stecken diese Gelder in Aktien. Reuters zufolge hat sich im Jahr 2020 das Handelsvolumen im Vergleich zum Vorjahr vervierfacht.
Virus unter Kontrolle
Auch die schnelle und konsequente Reaktion der Regierung in Hanoi auf die Corona-Pandemie erhöht die Risikobereitschaft inländischer Anleger. Schon im Januar vergangenen Jahres verhängte sie Reisebeschränkungen, Quarantäneauflagen und Kontaktsperren. Dank der von der Bevölkerung diszipliniert eingehaltenen Maßnahmen haben sich seit Beginn der Pandemie bislang nur rund 1500 Menschen infiziert, 35 Menschen sind an dem Virus gestorben. Der Corona-bedingte Schaden für Vietnams Volkswirtschaft fällt daher im Vergleich zu anderen Ländern geringer aus. Im vergangenen Jahr wuchs Vietnams Bruttoinlandsprodukt um 2,4 Prozent. Das ist zwar die niedrigste Zuwachsrate seit Jahren. In vielen anderen Ländern schrumpfte allerdings die gesamtwirtschaftliche Leistung deutlich. Für das laufende Jahr prognostiziert die Weltbank Vietnams Wirtschaft eine Zunahme von 6,8 Prozent. In den darauffolgenden Jahren peilt die Regierung jährliche Wachstumsraten von im Schnitt sechs Prozent an.
Die guten Zahlen dürften auch vermehrt ausländische Investoren anlocken, zumal die Regierung in Hanoi weitere Staatsunternehmen privatisieren und an die Börse bringen will. Die damit einhergehende Diversifizierung macht den Finanzplatz Vietnam interessanter und reduziert zugleich das Risiko. Gut möglich, dass das bislang vom Indexanbieter MSCI noch als Frontier Market eingestufte Land in den kommenden Jahren in den MSCI Emerging Markets Index aufsteigt. ETF-Anbieter wie Xtrackers wären dann gezwungen, den Vietnam-Anteil zu erhöhen. Mutige Investoren können sich aber schon jetzt engagieren. Mit dem Xtrackers FTSE Vietnam Swap ETF partizipieren sie an der Wertentwicklung von aktuell 19 vietnamesischen Bluechips.
Exportschlager Milch und Stahl
Mit 15 Prozent ist Vinamilk hoch gewichtet. Der Milch- und Lebensmittelhersteller bringt es im Inland auf einen Marktanteil von über 70 Prozent. Zudem liefert das Unternehmen seine Erzeugnisse, wie etwa gesüßte Kondensmilch, nach China, Japan, Südkorea und die USA. Im ersten Halbjahr 2020 stiegen die Exporteinnahmen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um sieben Prozent. Zehn Prozent der Mittel entfallen auf den Stahlerzeuger Hoa Phat Group. Während Stahlhersteller in den Industriestaaten unter Druck sind, konnte der größte Produzent Vietnams im Jahr 2020 die Exporte im Vergleich zum Vorjahr verdoppeln.