"Bei den Unternehmenspleiten haben wir den niedrigsten Wert seit Einführung der Insolvenzordnung im Jahr 1999 gemessen und zählen nur noch halb so viele Insolvenzen wie 2012", erläuterte der Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch, am Mittwoch. Die Zahl der Verbraucherpleiten steigt dagegen deutlich.
Trotz der Corona-Beschränkungen, die vor allem Gastronomie und Handel hart trafen, sei eine Insolvenzwelle durch staatliche Unterstützungsmaßnahmen verhindert worden. Einen weiteren Rückgang der Firmenpleiten erwartet Creditreform im kommenden Jahr nicht. "Wir gehen zwar nicht von einer Insolvenzwelle aus, rechnen aber mit einem Anstieg insbesondere im Handel und der Gastronomie. Im gewerblichen Bereich dürften die Zahlen stagnieren", sagte Hantzsch.
Trotz der gesunkenen Fallzahlen erhöhte sich die Schadenssumme für die Gläubiger auf geschätzt 54,0 Milliarden Euro - nach 42,6 Milliarden Euro im Vorjahr. Grund waren den Angaben zufolge vor allem einige Großinsolvenzen im Immobilien- und im Finanzsektor, unter anderem die spektakuläre Pleite der Bremer Greensill Bank.
Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen stieg Creditreform zufolge in diesem Jahr dagegen sprunghaft um geschätzt knapp 81 Prozent auf 76 500 Fälle. Die Wirtschaftsauskunftei führt dies insbesondere darauf zurück, dass viele Betroffene eine Gesetzesreform abgewartet hätten. Danach werden sie nach drei statt wie bisher nach sechs Jahren von ihren restlichen Schulden befreit.
"Mit dem Blick auf die Gesetzesänderung hatten im Vorjahr viele betroffene Verbraucher mit ihrem Insolvenzantrag noch gewartet. Nun ist es 2021 zu massiven Nachholeffekten gekommen", erläuterte Hantzsch. Creditreform erwartet, dass die Zahl der Verbraucherpleiten schrittweise weiter steigt, aber nicht mehr in dem Tempo der vergangenen Monate. "Wie es genau weitergeht, hängt stark von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und der damit verbundenen Arbeitslosigkeit ab."
rtr