"Vom Platzen einer Blase zu sprechen, scheint überzogen," sagt LBBW-Analyst Elmar Völker. Auch Sebastian Sachs von der Metzler Bank stellt fest: "Seit den Anleihenkäufen der EZB waren wir in einer großen Übertreibungsphase - der Markt atmet einfach mal kräftig durch."
Am Donnerstag markierte die Bundesanleihe mit 0,595 Prozent den höchsten Stand seit mehr als vier Monaten. Auch die Rendite der italienischen und spanischen Papiere zog innerhalb weniger Tage deutlich an. Davor hatten die Renditen vieler Staatspapiere wegen der großen Nachfrage ein Tief nach dem anderen markiert. Mitte April warf die zehnjährige Bundesanleihe gerade einmal noch 0,050 Prozent ab. "Neben der EZB waren auch viele Privatinvestoren unterwegs, die Staatsanleihen gekauft haben - in der Hoffnung, sie zu einem späteren Zeitpunkt gewinnbringend wieder an die Zentralbank abgeben zu können", sagt Rainer Guntermann, Analyst bei der Commerzbank.
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ZIEHT DIE EZB IHR KAUFANLEIHEN-PROGRAMM VOLL DURCH?
"Das Ausmaß des jüngsten Zinsanstiegs ist schon heftig", sagt Metzler-Analyst Sachs. Auslöser der Trendumkehr sind den Experten zufolge eine ganze Reihe von Faktoren: Unter anderem sorgten die zuletzt etwas besseren Wirtschaftsdaten aus der Euro-Zone wie auch abebbende Deflationssorgen für Spekulationen, dass die EZB Abstriche an ihrem erst Anfang März gestarteten Anleihen-Kaufprogramm machen könnte. Bis September 2016 wollen die Zentralbanker Wertpapiere im Gesamtumfang von rund 1,14 Billionen Euro erwerben, um der Konjunktur in der Euro-Zone auf die Sprünge zu helfen.
Befürchtungen über einen vorzeitigen Ausstieg aus dem so genannten QE-Programm hält LBBW-Analyst Völker aber für unbegründet, da EZB-Chef Mario Draghi zuletzt bekräftigt hatte, die geplanten Maßnahmen voll umsetzen zu wollen. Aus Sicht des Experten dürfte der rasante Renditeanstieg daher schon bald ein Ende finden: "Die EZB wird als Käufer aktiv bleiben und damit ein zu starkes Ansteigen der Renditen verhindern." Auch Björn Siegismund vom Berliner Vermögensverwalter Laransa hält es für verfrüht, die Zinswende auszurufen. Draghi werde es wohl nicht riskieren, die zarten positiven konjunkturellen Tendenzen in der Euro-Zone mit einer vorschnellen Beendigung seines QE-Programms aufs Spiel zu setzen, prognostiziert der Stratege. Und "angesichts der Tatsache, dass der Bund derzeit keine neuen Schulden aufnimmt, bleiben Bundesanleihen ein Knappheitsgut, was die Preise hoch halten dürfte".
Reuters