Nach vier Anstiegen in Folge ist dies der erste Rückgang seit November 2020. Ökonomen hatten hingegen mit einem weiteren Anstieg auf 79,0 Zähler gerechnet. "Die Finanzmarktexpertinnen und -experten sind etwas weniger euphorisch als im vorangegangenen Monat", kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach die Ergebnisse der Umfrage.
Die Konjunkturerwartungen lägen aber immer noch auf einem sehr hohen Niveau, und die aktuelle Lage werde deutlich besser eingeschätzt als im März. "Die Befürchtung, dass es zu einem verschärften Lockdown kommen könnte, lässt die Erwartungen für den privaten Konsum zurückgehen", sagte Wambach. Er betonte jedoch, dass die Exportaussichten besser eingeschätzt würden als zuletzt. Hier dürfte ein Rolle spielen, dass beim wichtigen deutschen Handelspartner China der Außenhandel spürbar anzieht. Die chinesischen Importe stiegen im März um rund 38 Prozent und damit deutlich stärker als von Experten erwartet. Industriepräsident Siegfried Russwurm nannte China auf der Hannover-Messe neben den USA als wichtigste Konjunktur-Lokomotive für die exportorientierten deutschen Betriebe.
Das deutsche Bruttoinlandsprodukt dürfte Experten zufolge im ersten Quartal wegen der Corona-Beschränkungen um etwa zwei Prozent gesunken sein. Ab dem Frühjahr wird Europas größter Volkswirtschaft eine Erholung zugetraut. Im Gesamtjahr könnte es nach Prognose der Bundesregierung zu drei Prozent Wachstum reichen. "Die an Fahrt aufnehmende Impfkampagne und eine starke Weltwirtschaft verbreiten Zuversicht", erklärte das Wirtschaftsministerium. Das Vorkrisenniveau dürfte damit aber erst Mitte 2022 wieder erreicht werden.
MINISTERIUM: WIRTSCHAFTLICHE LAGE IST ZWEIGETEILT
"Die wirtschaftliche Lage präsentiert sich im April zweigeteilt", erklärte das Ministerium. "Während die Dienstleistungsbereiche nach wie vor durch die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie eingeschränkt sind, zeigt sich die Industriekonjunktur vergleichsweise robust." Das zunehmende Tempo der Impfkampagne erhöhe die Hoffnung auf ein baldiges Zurückfahren der Corona-Beschränkungen, die etwa Handel und Gastgewerbe belasten. Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank weist aber auf das Risiko eines verlängerten Lockdowns hin. "Die Gefahr besteht sogar, dass eine weitere deutliche Verschärfung der Eindämmungsmaßnahmen droht."
Wie stark die Corona-Krise den deutschen Tourismus trifft, zeigen Branchen-Daten vom Februar. Wegen Reisebeschränkungen in der Virus-Pandemie zählten Hotels, Gasthöfe, Pensionen, Campingplätze und andere Beherbergungsbetriebe zusammen nur 7,2 Millionen Übernachtungen in- und ausländischer Gäste und damit 76 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Demnach hatten von den etwa 51.000 erfassten Unternehmen im Februar nur 29.300 geöffnet. Die Branche dringt auf Öffnungsperspektiven, die es aber wegen der dritten Infektionswelle derzeit kaum gibt. Deshalb steigt die Existenzangst in vielen Unternehmen.
rtr