Die Sorge, dass die Inflation hoch bleibt und die Notenbanken mit Zinsanhebungen weiter gegensteuern, belastet weiter die Aktienkurse an den Weltbörsen. Nachdem der DAX am Freitag 1,2 und der MDAX zwei Prozent verloren hatten, liegen die führenden deutschen Indizes auch am Montag im Minus. Eine Ausnahme bildete die Aktie des Gesundheitskonzerns Fresenius, die vom Wechsel an der Spitze profitierte. Vorstandschef Stefan Sturm war nach rapidem Kursverfall und Kritik an der Konzernpolitik am Wochenende überraschend abgelöst worden. Micheal Sen, Chef der Tochter Kabi, soll den Konzern wieder auf die Erfolgsspur führen.

Ab Donnerstag treffen sich in dem Städtchen Jackson Hole in Wyoming die führenden Notenbanker der Welt, um über die nächsten Zinsschritte zu beraten. Mit Spannung wird die Rede von Jerome Powell am Freitag erwartet. Der Chef der US-Notenbank Fed deutete bereits einen möglichen großen Zinsschritt bei der nächsten Zinssitzung am 21. September an. Schon im Juli war ein ungewöhnlich großer Zinsschritt von 0,75 Prozentpunkten zur Inflationsbekämpfung beschlossen worden. Mit einer weiteren Anhebung in diesem Umfang im September würde die Fed bereits in ein restriktives Zinsniveau vorstoßen, das auch die Konjunktur abbremsen könnte.

Unterdesseen könnte auch die Europäische Zentralbank (EZB) trotz Rezessionsgefahren auf ihrer nächsten Zinssitzung im am 8. September erneut die Zinsen kräftig anheben. Die Inflationsaussichten hätten sich seit der Juli-Sitzung nicht verbessert, sagte Notenbank-Direktorin Isabel Schnabel kürzlich der Nachrichtenagentur Reuters. "Im Juli entschieden wir uns für eine Anhebung um 50 Basispunkte angesichts des Inflationsausblicks. Im Moment denke ich nicht, dass sich dieser Ausblick grundlegend geändert hat." Die EZB sei dazu übergegangen, von Sitzung zu Sitzung auf Basis hereinkommender Daten zu entscheiden. "Wenn ich mir die jüngsten Daten anschaue, würde ich sagen, dass die Sorgen, die wir im Juli hatten, nicht zerstreut wurden." Ähnlich hatte sich Bundesbank-Chef Joachim Nagel am Wochenende in einem Interview mit der "Rheinischen Post" geäußert. "Bei den hohen Inflationsraten müssen weitere Zinsschritte folgen", sagte Nagel.

Etwas aus dem Rahmen fällt in diesen Tagen die chinesische Notenbank, die gegen den allgemeinen Trend einige wichtige Kreditzinsen gesenkt hat, um damit die Wirtschaft und den Immobiliensektor zu stützen. Das sorgte zwar an den chinesischen Börsen für etwas Aufwind, löste aber außerhalb Chinas neue Sorgen über den angespannten Zustand der chinesischen Wirtschaft aus. Durch die harte Corona-Politik ist das Wirtschaftswachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt stark abgebremst worden. Im Frühjahr legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in dem lange Zeit von hohen Wachstumsraten verwöhnten Land nur um magere 0,4 Prozent zu. Volkswirte gehen davon aus, dass das von der Regierung ausgegebene Wachstumsziel von 5,5 Prozent für dieses Jahr nicht zu halten ist.

ehr mit Material von Reuters