von Axel Retz

Am Montag war es soweit: Der Dow Jones erreichte ein neues Allzeithoch, das allerdings nur 0,55 Punkte oberhalb der Anfang des Monats markierten, bisherigen Rekordmarke lag. Aber ein neues Hoch ist ein neues Hoch. Und wenn der Satz "Die Hausse nährt die Hausse" eine Berechtigung hat, dann könnten die Kurse, charttechnisch ja nun nach oben ohne Widerstand, steigen und steigen und steigen.

In den vergangenen Wochen hatte ich darauf hingewiesen, dass diese Hausse auf tönernen Füßen stehen könnte, da es ihr einfach sowohl an Umsätzen als auch an Marktbreite fehlt. Zu letzterem hier nun eine kleine Aktualisierung:



Quelle: www.private-profits.de

Das ist nun wirklich eine Überraschung für die Bullen: Während die Wall Street neue Allzeithochs markiert, ist die Quote der an der New York Stock Exchange (NYSE) gelisteten Aktien, die sich oberhalb ihres 200 Tage-GD befinden, auf 44 Prozent zusammen geschrumpelt. Wer diesen Warnhinweis nicht versteht, der will oder kann ihn nicht verstehen. Diese Hausse vertrocknet von innen heraus. Bis sie zu nadeln beginnt, kann es noch dauern. Aber wenn sie einmal in Brand geraten sollte, sollte man die von ihr bescherten Geschenke rechtzeitig in Sicherheit gebracht haben.

Auf Seite 2: Euro: Unter 1,20 in Richtung Dollar-Parität



Euro: Unter 1,20 in Richtung Dollar-Parität

SoFFin, Target II, ESM, EFSF, EFSM, LTRO, ELA, Niedrigst- und Negativzinsen und nun der massive Anlauf von Anleihen - was hätte man mit diesem Geld nicht alles Sinnvolles anfangen können, müsste da nur nicht permanent der Euro "gerettet" werden. 240 Milliarden Euro hat das bis jetzt allein im Falle Griechenland gekostet. Und wie es aussieht und wie eine "rechtspopulistische" Partei, aber auch einige wenige Parlamentarier aus den Reihen des CDU/CSU, der FDP und der DIE LINKE schon lange gemutmaßt haben, könnte dieses Geld vergeblich durch den Schornstein geblasen worden sein.

Nicht dass die Griechen die Hilfsgelder verprasst hätten; bekanntermaßen haben sie sie ja nie erhalten, da es ja einzig darum ging, Banken und Hedgefonds vor finanziellem Schaden zu bewahren. In Griechenland selbst haben die Wohltaten der Troika nichts anderes als eine wirtschaftliche Depression und den Exodus gebildeter Arbeitskräfte bewirkt, die aber für eine Wende zum Besseren gebraucht würden.

Gestern scheiterte im Athener Parlament der zweite Versuch der Regierung, ihren Präsidentschaftskandidaten und Ex-EU-Kommissar Stavros Dimas durchzubringen. Scheitert auch der nächste Anlauf am 29. Dezember - und genau danach sieht es aus - wird bei Neuwahlen im Januar das Linksbündnis Syriza so gut wie sicher den Sieg erringen. Und dieses Bündnis will zwar am Euro festhalten, aber die sgn. Reformauflagen der EU keineswegs länger akzeptieren. Und dann? Dann könnte es für den Fortbestand des Euro neue Weichenstellungen geben. Aus deinem Land, das selbst in guten Zeiten nur rund zwei Prozent der europäischen Wirtschaftsleistung ausmachte, als potentieller Präzedenzfall aber so spannend ist wie die Durchfahrt des Odysseus zwischen Skylla und Charybdis.



Quelle: www.kapitalschutz-brief.de

Für EUR/USD bin ich, wie Sie wissen, bearish eingestellt, auch wenn mein sehr eng gesetzter Stopp zuletzt ausgelöst und ich damit aus meinen Puts ausgebremst wurde. Aber aus den Augen lassen werde ich diese Tradingchance deswegen natürlich nicht. Wie Sie sehen, hat der Kurs gestern ein Zweieinhalbjahrestief erreicht. Formal liegen auf genau diesem Level und dann bei 1,20 die letzten Unterstützungen, bevor es dann zügiger in Richtung Süden gehen sollte. Das bedeutet:

Unter 1,20 sind EUR/Puts mit ausreichend langer Laufzeit und Zielvorgabe 1,00 m. E. keine Kür, sondern Pflicht. Im Zu Ende gehenden Jahr haben meine Leser mit zwei Währungstrades (EUR/USD-Puts und USD/JPY-Calls) über 50 bzw. 44 Prozent Gewinn gemacht. Und der nächste EUR/USD-Put, wenn wir ihn quasi auf dem Tablett serviert bekommen, sollte das Zeug haben, diese Performance zu toppen!

Auf Seite 3: Silber: In der Warteschleife



Silber: In der Warteschleife

Sie erinnern sich? Irgendwie hatte ich so ziemlich alle gegen mich, als ich mich dem Mainstream der Inflations- oder gar Hyperinflations-Apostel entgegen stellte und stattdessen vor einer drohenden Deflationsspirale warnte. Heute, salopp formuliert, haben wir den Salat. Die EZB befleißigt sich momentan zwar, den Schlamassel dem abgestürzten Ölpreis in die Schuhe zu schieben, aber damit befindet sie sich auf dem Holzweg.



Quelle: www.kapitalschutz-brief.de

Nicht nur Rohöl (wo ich im Kapitalschutz-Brief nun mit über 50 Prozent im Gewinn liege), ist abgeschmiert, sondern der gesamte Rohstoffbereich. Und solange die Damen und Herren in IWF, Weltbank, BIZ, EZB, FED, BoJ und beim Kanichenzüchterverein in Hinterkleckersdorf nicht verstehen, dass eine globalisierte Wirtschaft, die sich unter dem Totschlagargument der Wettbewerbsfähigkeit an den Einkommen = der Kaufkraft der Konsumenten vergreift, sich selbst den Ast absägt, auf dem sie sitzt, graben sie der Weltwirtschaft ein Grab. Zu Silber:



Quelle: www.kapitalschutzbrief.de

Der Versuch, sich oberhalb der seit Frühjahr 2011 etablierten Abwärtstrendlinie festzusetzen, schlug bei Silber erst einmal fehl. Der Kurs kam sofort wieder zurück. Ein Angriff auf die wirklich brettharte Widerstandslinie bei 19 US$/oz. rückt damit wieder aus dem Fokus. Interessanter wird damit nun wieder die Putseite. Für Russlands Staatshaushalt liegt die Gewinnschwelle für Rohölgeschäfte dem Vernehmen nach bei rund 100 US$/barrel, bei den meisten OPEC-Staaten liegen wir da nahe des jetzt erreichten Preisniveaus von 60 US$/barrel (bezogen auf die Sorte Brent).

Der erbarmungslose Verdrängungswettbewerb zwischen den traditionellen Ölförder-Staaten (Russland ist nach Medien-Nomenklatur jetzt eine "Petro-Diktatur", in Venezuela hingegen herrscht der "Petro-Sozialismus") und dem Fracking in den USA bzw. Kanada kann den Ölpreis noch viel tiefer schicken. Erst recht natürlich, wenn die Weltwirtschaft zum Lazarus wird.

Silber gehört damit auch auf meine/Ihre Beobachtungsliste. Geht der Unzenpreis an der LME (Londoner Metallbörse) unter 15 US$/oz. aus dem Handel, rückt meine ja seit langem erwartete Zielvorgabe eines Silberpreises im einstelligen Bereich wieder in den Vordergrund. Woraus sich durchaus etwas machen lässt - ebenso wie bei EUR/USD.

Ihnen allen ein gesegnetes, friedvolles und frohes Weihnachtsfest und ein gesundes, harmonisches und erfolgreiches Neues Jahr.

Mit besten Grüßen

Ihr Axel Retz

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt die Portale www.private-profits.de und www.moneyversum.de .