Wie geht’s nun weiter nach den zurückliegenden fulminanten Börsenwochen? Aufwärts, wie gehabt? Beim Dow Jones sind ja die 20 000 Punkte nicht mehr weit, und wenn der DAX so schnell weiterklettert wie bisher, dann geht es bald um die 12 000er-Marke. Doch gemach. Vielleicht ist das dann doch zu viel der Euphorie. "Es wird keiner mit großem Risiko in die ersten Januar-Wochen starten", dämpft etwa Robert Halver von der Baader Bank die Erwartungen.
Also besser etwas Vorsicht jetzt? Ohnehin hat der DAX ja nun schon zum fünften Mal in Folge ein Börsenjahr mit Gewinn beendet. Nur während des Internet-booms Ende der 90er-Jahre und bis zum Beginn der Finanzkrise gab es so lange Serien mit Kurssteigerungen. Auch daher wäre vermutlich etwas Vorsicht angebracht. "Es dürfte im Januar eine Art Wettkampf zwischen Zweiflern und Optimisten geben, die den Kursanstieg einzuordnen versuchen", erwartet etwa Konstantin Oldenburger vom Brokerhaus CMC Markets. Also seitwärts?
Der Wettkampf ums rechte Einordnen geht ziemlich schnell in die erste Runde. Schon am 6. Januar liefern neueste Zahlen zum US-Arbeitsmarkt Rückschlüsse, ob denn die US-Notenbank Fed die Zinsen 2017, wie zuletzt angedeutet, dreimal an-heben wird. Und diese Rückschlüsse dürften auch die Kurse bewegen.
Mittelfristig sieht es indes aber tatsächlich danach aus, als ob die Aktienmärkte weiter nach oben tendieren. Trotz aller Risiken und obwohl die Rally schon so lange läuft. Der Grund ist simpel: Um die Entwicklung der Weltwirtschaft steht es gar nicht so schlecht. So sind etwa die meisten Frühindikatoren positiv, die Rohstoffpreise ziehen leicht an, ebenso die Inflationserwartungen. Dazu kommen wachstumsfördernde Pläne etwa in den USA. Und schließlich sind die Erwartungen der Analysten, was die Unternehmensgewinne angeht, sowohl in Europa als auch in den USA eher moderat. Da sind also positive Überraschungen drin.
Insgesamt deutet dies darauf hin, dass die Geschwindigkeit des weltweiten Wachstums in den kommenden zwölf Monaten moderat zunimmt. Und genau dieser Mix ist gut für Aktien - etwas mehr Wachstum, dazu die reichlich vorhandene Liquidität sowie der Mangel an lukrativen Anlagealternativen.
Allerdings sollte man auch das Risiko nicht aus den Augen verlieren. Und das kommt vor allem von der Zinsseite - sieht man einmal von der unsicheren weltpolitischen Lage ab. Jedenfalls ist der Markt für Anleihen derzeit etwas angeschlagen. Und "Trumponomics", also die Wirtschaftspolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trunp, dürfte wohl zu weiter steigenden Renditen und damit fallenden Anleihekursen führen. Das ist per se ja nicht schlecht; fällt diese Entwicklung jedoch dramatischer aus als bisher angenommen, hätte dies negative Auswirkungen auf die Finanzmärkte insgesamt.
Ein weiteres Risiko - wenn auch eher auf längere Sicht - dürften die Folgen der zunehmenden Digitalisierung sein, etwa was die Arbeitsmärkte angeht und die Zukunft von eher traditionellen Geschäftsmodellen. Dies wird man auch an der Börsenentwicklung sehen.
Für 2017 bleibt festzuhalten, dass Aktien weiterhin ein gutes Investment sind. Allerdings dürfte es wie 2016 viele Schwankungen geben. Dass in diesem Jahr dann auch ein mittelfristiger Höhepunkt erreicht werden könnte, sollte man im Hinterkopf behalten.
Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com