Präsident Francois Hollande eilte zum Tatort und sprach von einem Terroranschlag. Die Regierung rief für Paris die höchste Terror-Warnstufe aus.
Bereits 2011 war die Wochenzeitung Ziel eines Brandanschlags, nachdem sie eine Abbildung des islamischen Propheten Mohammed auf ihrer Titelseite veröffentlicht hatte. Bildliche Darstellungen Mohammeds sind im Islam verboten.
Hollande bezeichnete den Anschlag als eine außergewöhnliche Barbarei und kündigte Härte gegen die Täter an: "Wir werden die Angreifer bestrafen und so lange jagen wie nötig." In den vergangenen Wochen seien bereits mehrere Anschläge vereitelt worden. "Wir wussten, dass wir gefährdet sind", sagte der Präsident. Bedrohte Einrichtungen würden verstärkt geschützt. Hollande rief das Kabinett zu einer Krisensitzung zusammen und kündigte für den Abend eine Fernsehansprache an.
Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigt sich in einem Telegramm an Hollande erschüttert. Die abscheuliche Tat sei nicht nur ein Angriff auf die Franzosen und die innere Sicherheit Frankreichs. "Sie stellt auch einen Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit dar, ein Kernelement unserer freiheitlich-demokratischen Kultur, der durch nichts zu rechtfertigen ist", schrieb sie. Auch der britische Premierminister David Cameron sprach von einer abscheulichen Tat. Sein Land stehe beim Kampf gegen den Terrorismus an der Seite Frankreichs. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sprach von einer Barbarei, die alle Menschen und Europäer treffe. Er sicherte Frankreich die Solidarität der EU-Kommission zu.
Auf Seite 2: ATTENTÄTER STÜRMTEN REDAKTION MIT KALASCHNIKOWS
ATTENTÄTER STÜRMTEN REDAKTION MIT KALASCHNIKOWS
Mit seinen satirischen Veröffentlichungen zu politischen und religiösen Führern hat "Charlie Hebdo" mehrfach kontroverse Debatten ausgelöst. In Frankreich kam am Mittwoch das neue Buch von Michel Houellebecq mit dem Titel "Unterwerfung" auf den Markt. Es spielt in einem vom Islam dominierten Frankreich. Dagegen hatte es heftige Proteste von Muslimen gegeben.
Auf Videoaufnahmen ist zu sehen, wie zwei vermummte Männer mit Kalaschnikow-Gewehren die Redaktion im Zentrum der französischen Hauptstadt stürmen. Ein Mann schrie "Allahu akbar" ("Gott ist groß"), danach sind erste Schüsse zu hören. Auch die Windschutzscheibe eines Polizeifahrzeuges wurde von Kugeln durchsiebt.
Frankreich befindet sich bereits in Alarmbereitschaft, nachdem militante Islamisten im vergangenen Jahr als Rache für Militäreinsätze gegen islamistische Hochburgen im Nahen Osten sowie in Afrika Anschläge auf französische Staatsbürger angekündigt hatten. Kurz vor Weihnachten fuhr ein Mann in der französischen Stadt Dijon unter den Allahu-Akbar-Rufen mehrere Fußgänger an und verletzte zwei von ihnen schwer. Die höchste Sicherheitsstufe wurde in Frankreich bisher nur ein Mal verhängt. Dies war im März 2012 in der Region Midi-Pyrenees nach einem Anschlag auf eine jüdische Schule in Toulouse und der Ermordung von drei Fallschirmspringern.
Das Bundesinnenministerium erklärte, es bleibe bei der abstrakt hohen Gefährdungslage durch islamistischen Terror. Hinweise über eine konkrete Gefahr in Deutschland lägen nicht vor. Für eine Entscheidung über zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen sei es noch zu früh.
Reuters