Krypto-Anleger sehen sich auch in der neuen Handelswoche mit geo- und geldpolitischen Risiken auseinandergesetzt. Neben den ohnehin schwelenden Inflations- und Zinssorgen gesellen sich nun auch zusehends geopolitische Unwägbarkeiten dazu. Am Montag kostet eine Bitcoin-Einheit zunächst rund 19.000 Dollar und damit so viel wie vor einer Woche. Von Timo Emden 

Fed erhöht Zinsen erneut kräftig - Jerome Powell zerschlägt Hoffnungen auf eine behutsame Geldpolitik

Wie erwartet hat die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) am vergangenen Mittwoch das Zinsniveau um 75 Basispunkte nach oben auf ein Level von 3,00-3,25 Prozent angepasst. Auf der anschließenden Pressekonferenz erteilte Fed-Chef Jerome Powell potenziellen Spekulationen auf eine in Zukunft behutsame Geldpolitik allerdings eine Absage. Wenn es nach der Fed geht, dürfte auch eine weitere Konjunkturabkühlung in Kauf genommen werden, um die Inflation wieder einzufangen.

Im vergangenen Monat notierte die Teuerung bei 8,3 Prozent und damit unter den Werten aus den Vormonaten von 8,5 bzw. 9,1 Prozent. Die Inflationsrate bleibt trotz der zuletzt rückläufigen Dynamik allerdings immer noch viel zu hoch. Langfristig verfolgt der Währungshüter eine Jahresteuerung von 2,0 Prozent.

Die Spuren der geldpolitischen Unwägbarkeiten hinterlassen am Krypto-Markt somit weiterhin ihre Spuren. Insgesamt fungiert die Aussicht auf weiterhin rasch steigende Zinsen als Belastungsfaktor Nummer eins für riskante Anlageklassen wie etwa Krypto Assets.

Auch in der Eurozone forcieren die Notenbanken weiter ihre restriktive Geldpolitik. Neben der Bank of England (BoE) erhöhte die Schweizer Nationalbank (SNB) am vergangenen Donnerstag ebenfalls die Zinsen. Nicht zuletzt könnte die Europäische Zentralbank (EZB) Ende Oktober erneut im großen Stil an den Zinsschrauben nach oben drehen.

Geopolitische Risiken im Blick – Ost-Konflikt geht zulasten der allgemeinen Marktstimmung

Zu den geldpolitischen Risiken gesellen sich spätestens seit vergangener Woche nun auch zusehends wieder geopolitische Unsicherheitsfaktoren, ausgelöst durch den Ost-Konflikt. Die mittlerweile laufenden Referenden in den von russischen Truppen besetzten ukrainischen Gebieten sowie die Ankündigung einer Teilmobilmachung durch Präsident Wladimir Putin haben in der vergangenen Woche für Unbehagen an den Märkten gesorgt und den Risikoappetit spürbar gedrosselt. Die Spannungen dürften in den kommenden Tagen und Wochen weiter hoch bleiben. Eine erneute Eskalation des Konflikts bleibt zudem nicht ausgeschlossen. Der Ukraine-Russland-Krieg schwebt somit weiterhin als klassisches Damoklesschwert über den Köpfen der Anleger.

Da die Abhängigkeit mit den traditionellen Aktienmärkten, insbesondere Techwerten weiterhin sonderbar hoch ist, dürften negative Entwicklungen auch Bitcoin und Co betreffen.

20.000-Dollar-Marke im Blick – Risiken dürften weiterhin überwiegen

Aus charttechnischen Gesichtspunkten bleibt für Bitcoin-Anleger die psychologische Marke von 20.000 Dollar bedeutend. Eine Rückeroberung könnte für eine kurzfristige Erholungsrally sorgen. Größere Aufwärtsambitionen sollten insbesondere durch die schwelenden Inflations- und Zinssorgen sowie den damit im Zusammenhang stehenden Rezessionssorgen gedeckelt werden. 

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin, Ethereum