Hohe Zinsen machen die Finanzierungsform wieder attraktiv. Was dahinter steckt und worauf man jetzt achten sollte. Von Simone Gröneweg
Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden ist wirklich groß bei den Deutschen. Das belegen Umfragen regelmäßig. Viele Immobilienkäufer und Bauherren schafften in den vergangenen Jahren den Einzug ins Eigenheim vor allem dank der extrem niedrigen Bauzinsen. Doch diese Zeiten sind erst mal vorbei: Kostete ein Hypothekendarlehen mit zehnjähriger Laufzeit zu Beginn des Jahres im Schnitt gerade ein Prozent, waren es im Oktober eher vier Prozent. Solche Zinszuwächse bringen nicht nur Immobilienfinanzierungen ins Wanken, sondern lassen Verbraucher grundsätzlich anders planen.
Sie möchten sich für die Zukunft wieder niedrige Zinsen sichern und greifen deswegen zu einem bewährten Finanzprodukt: dem guten alten Bausparvertrag. Ließen die billigen Baukredite diese Verträge lange Zeit teuer erscheinen, hat sich das Blatt gewendet: Das Bausparen erlebt eine Renaissance. Die öffentlich-rechtlichen Institute vermelden für die ersten Monate dieses Jahres ein boomendes Neugeschäft. Die privaten Bausparkassen verzeichnen seit Mitte März ein Plus von mehr als 40 Prozent beim Bausparvolumen.
Im Jahr 2021 gab es hierzulande fast 24 Millionen Bausparverträge mit einer vereinbarten Bausparsumme von insgesamt 908 Milliarden Euro. Gesamtzahlen für 2022 liegen noch nicht vor, aber die Branche befindet sich im Aufwind. „Die durchschnittliche Bausparsumme je neu abgeschlossenem Vertrag hat einen deutlichen Schub erhalten. Sie liegt momentan bei rund 70 000 Euro“, berichtet Christian König, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Privaten Bausparkassen.
Bausparer: Gemeinsam für die Immobilie
Wer sich finanziell für eine Sanierung, den Bau oder Kauf einer Immobilie wappnen möchte, schließt also wieder einen Bausparvertrag ab. Diese Sparform hat eine lange Tradition hierzulande. Wer bauspart, wird quasi Mitglied eines Kollektivs. Das erklärte Ziel aller Beteiligten: Sie wollen gemeinsam für eine Immobilie sparen. Alle Beiträge fließen in einen großen Topf. Der einzelne Sparer hat jedoch ein individuelles Konto. Beim Abschluss entscheidet er sich für eine Bausparsumme und spart in den ersten Jahren selbst einen Teil davon an. Ist ein bestimmter Anteil erreicht, gilt der Vertrag als zuteilungsreif. Dann kann sich der Kunde das Bausparguthaben sowie ein Bauspardarlehen auszahlen lassen. Das Besondere bei dem Verfahren: Die Zinsen in der Sparphase fallen zwar niedriger aus als bei anderen Sparformen. Das Prinzip gilt aber auch für die Darlehensphase und rechnet sich vor allem, wenn die allgemeinen Zinsen während der Vertragslaufzeit steigen. „Kundinnen und Kunden können sich damit die Option auf ein günstiges Baudarlehen in der Zukunft sichern und behalten dennoch größtmögliche Flexibilität“, sagt Mirjam Mohr, Vorständin Privatkundengeschäft beim Baugeldvermittler Interhyp. Wegen der rasant gestiegenen Bauzinsen kann eine Kombination aus Baudarlehen und Bausparvertrag derzeit sogar weniger kosten als ein Bankdarlehen, zeigen Rechenbeispiele.
Der Staat zahlt Sparern dazu
Hinzu kommen einige Vorteile, die das Bausparen wieder interessant machen. So dürfen Bausparkassen seit dem Jahr 2021 ein Blankodarlehen bis zu 50 000 Euro ohne Grundbucheintrag vergeben. Diese Darlehen werden vor allem für Modernisierungen, energetisches Sanieren und seniorengerechte Umbauten genutzt. Ein weiterer Pluspunkt: Ehepaare mit einem zu versteuernden Einkommen von bis zu 70 000 Euro können 140 Euro Wohnungsbauprämie im Jahr kassieren, wenn sie bausparen. Hinzu kommen noch andere staatliche Fördermaßnamen wie Riester oder die Arbeitnehmersparzulage.
Das Prinzip „erst sparen und dann abzahlen“ klingt zunächst mal verlockend und simpel, ist es aber nicht. Die Tücken liegen nämlich im Detail. Ein Vertrag sollte auf die persönliche Situation zugeschnitten sein. Dabei gibt es etliche Details zu beachten, zum Beispiel wann genau der Vertrag zuteilungsreif wird. Denn erst wenn er seine Zuteilungsreife erreicht hat, kann man sich das angesparte Guthaben und das Darlehen auszahlen lassen. Das Produkt gilt daher als beratungsintensiv.